http://www.deine-stimme-gegen-armut.de lokkemotion: 2012
. . . . und gerne mal ein Kommentar dalassen . . .

Samstag, 28. April 2012

selbstkritik?

"Der Fall Charles Taylor zeigt seit Jahren das die Unterteilung der Menschheit in Christen und Nicht-Christen wie sie besonders von den sog. Bibeltreuen in den USA (eigentlich müsste man sie als radikale bezeichnen was Kritiker auch tun) geprägt wird, und damit auch besonders die evangelikale frei-kirchliche Szene in Deutschland stilbildend beeinflusst, eine gefährliche Reduzierung ist: Es gibt mehr Merkmale als Christ oder Nicht Christ zur Einteilung der Welt, und vor allem um eine wertigkeit abzuleiten. es ist eine typische Islamisierung (im polemisch negativen Sinn) christlicher Gemeinden, denn hier geschieht das, was die islamophoben christlichen Kritiker immer pauschalisierend vorwerfen: eine Zweittelung in 'Dar al-islam' und 'dar al-harb', die von dem Großteil der Muslime so gar nicht geteilt wird. Wie sehr an dieser dichotomen Kategorisierung festgehalten wird zeigt sich, darin, dass, wenn durch jemand wie Taylor oder Breivik diese Einteilung in Frage gestellt ist, diesen Personen einfach das Christsein abgesprochen wird, nur um an dieser Weltaufteilung krampfhaft fest zuhalten." na Lust darüber zu diskutieren?

Donnerstag, 19. April 2012

ui wird viel gelesen

Montag, 5. März 2012

Ausfall

an den sehr kleinen Freundeskreis:
ich muss mich entschuldigen, aber eine gruselig vollgestopfte Woche mit vielen auch  emotionalen aber vor allem zeitlich belastenden Hochs und Tiefs haben die Abfassung der der dies-wöchigen Folge vereitelt.
Ich verspreche nächste Woche gibt es wieder einen Fundi-Monday.

in Demut
Lokke


Nachtrag Jan 2013:
sehe gerade das ich hier ein versprechen nicht eingelöst habe...
Entschuldigung, aber ich lag in der folgenden Woche mit zertrümmertem Gesicht im Krankenhaus. Ich hoffe damit ist mir verziehen.
Das Thema habe ich dann aber im August fortgesetzt indem ich auf Freakstock eine Workshop dazu hielt.
Entschuldigung angenommen?

Lokke

Montag, 27. Februar 2012

Baut dem Herrn ein prächtiges Haus! oder Ein Fundament nutzen braucht keinen Fundamentalismus (Vol. IV)


Folge IV.
Der Fundamentalist schaut nur aufs Fundament – aber darauf steht ein Haus

Wenn wir unseren Glauben mit einem Haus verglichen wollen, das auf einem Fundament steht, dann geht also der Glauben weit über dieses Fundament hinaus. Man darf also nicht stehenbleiben beim Fundament.

Das tut der Fundamentalist. Er ist zufrieden mit dem Fundament. Der Rest ist egal, Hauptsache das Fundament stimmt. Als ob es wirklich nur darauf ankäme.

Nach der mir verliehenen Gnade Gottes habe ich als weiser Baumeister das Fundament gelegt. Ein anderer baut auf dieser Grundlage weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut.
Das Fundament ist schon gelegt, es ist Jesus Christus. Niemand kann ein anderes legen.
Ob aber jemand auf dieses Fundament Gold, Silber oder wertvolle Steine verbaut oder nur Holz, Heu und Stroh.
Hält das, was er auf das Fundament gebaut hat stand, wird er belohnt.(1.Kor 3,10ff)

Genau so ist es, ein perfektes Fundament allen nützt nichts. Wer nur ein Fundament besitzt, der wird nicht ernst genommen. Wie wir schon von Jesus gehört hatten (Luk14,27ff). Deswegen schwingt in der Bezeichnung als Fundamentalist auch nichts Schmeichelndes oder Anerkennendes mit. Schon gar nicht nur deswegen weil jemand für sich selbst diese Beleidigung als lobende Bestätigung umdeutet, um sich ja nicht hinterfragen zu müssen. (Dabei ist ein Fundament des christlichen Glaubens gerades dieses:  sich zu fundamental hinterfragen – man nennt das Sündenerkenntnis!)
Nein der Fundamentalismus-Vorwurf ist eine Abwertung und der Verdacht kein gutes Zeugnis für den Glauben an den Christus Jesus.

Und ein gutes Fundament nützt nichts wenn es nicht genutzt wird. Nutzen und nützen – aber hier meint nutzen das gute Nutzen. Als Tanzfläche ist so ein Häuser-Fundament zwar geeignet, aber Verschwendung oder? Tanzen kann ich auch auf dem festgetrampelten Sandboden. Oder Holz kann ich auch auf dem blanken Boden lagern, höchstens noch ne Folie drunter.
Aber ein gutes Haus kann ich nur auf einem Häuser-Fundament bauen!

Und da es letztendlich auf das Haus ankommt für den das Fundament nur die Basis bietet, ist es entscheidet wie das Haus gebaut wird. Um im Bild zu bleiben vom klugen Hausbauer und dem törichten der sein Haus auf Sand stellte.
In Kalifornien und Japan stehen gewaltige Häuser. Mitten auf Böden, die zu den Erdbeben-gefährdetsten dieses Planeten zählen. Sie wurden so gebaut, das der wackelige Untergrund sie nicht einstürzten lässt.
Wir könne nun herumdeuten, dass der Erdbebenschutz ja unter anderem auch in die gegossenen Fundamente eingebaut wurde, damit Jesus Gleichnis weiter Gültigkeit besitzt. Wer so denkt hat es immer noch nicht verstanden, und der kleine (oder Große) Fundamentalist, der in jedem Menschen steckt und den es zu überwinden gilt, hat sich wieder gemeldet.
Es geht nicht um den Wortlaut. Nicht darum das dieser zu allen Zeiten und in allen Situationen stimmt. Es geht um die Kernaussage und die war ja wer auf Jesus hört und das gehörte umsetzt ist wie einer der sich die Mühe macht ein Fundament zu ergraben – oder auch zu legen.
Also wer sein Haus im Erdbebengebiet entsprechend sicher macht ist klug und handelt richtig. Egal ob die Sicherung im Fundament oder im Dach liegt. In der Tat liegen viele Einrichtungen, um eine Gebäude erdbebensicher zumachen, im Dach.

Paulus weißt darauf hin, dass das Haus gut gebaut sein muss und das dies das Ergebnis ist auf das es ankommt. Denn es wird am Ende geschaut, ob das Haus steht, nicht ob das Fundament unbeschadet ist.
So sollten sich Christen die ihre Radikalität in der Nachfolge durch einen Titel statt dem Fundamentalismus lieber dem „Domesizismus“ (von lat. Domos = Haus) verschreiben (ein Wort das es bisher nicht zu geben scheint). Und sich selber sollten sie in guter apostolischer Manier „Domestiken“ nennen, was nicht anderes heißt als Diener (aus dem lat. = zum Haus gehörig).

Das Haus unterscheidet vom Fundament wesentliches. Erstens ist es weithin zu sehen. Das heißt auch, dass man oft erkennen kann, ob es gut gebaut ist oder nicht, das Fundament wird vom Haus zugedeckt. Das Gold, Silber und die wertvollen Steine von denen Paulus spricht stechen jeden sofort ins Auge. Ebenso das billige Holz, Stroh oder Heu. Da nützt es auch nix zu sagen: "Aber Paulus schau doch mal hier: Ein einsA Fundament hab ich da!"
Noch mal, es geht wie immer um die Kernaussage - natürlich gibt es wunderbare Ökobauweisen aus Holz, Stroh und Heu, die gegenüber Steinhäusern wunderbare Vorteile haben und gegen die Paulus nichts hätte. Im Gegenteil – in manchen Gegenden dieser Erde ist das das sinnvollste Baumaterial für Wohnhäuser überhaupt.
Es geht um das Bild und was es ausdrückt, und das hat der Zeichner der Comic-Reihe 'Calvin und Hobbes' wunderbar illustriert:
Calvin ist zu faul ein Referat über Fledermäuse zu halten, er mag sie nicht und das wird wohl auch die Hauptaussage seines dünnen Vortrags. Sie leben im Dunkeln, kommen nur nachts hervor, sie gehören folglich zum Ungeziefer. Hobbes weißt ihn darauf hin, dass er fachlich auf dünnem Boden steht. „Bats aren't bugs“ - Fledermäuse sind kein Ungeziefer. Paperlapapp man müsse alles nur richtig präsentieren.
Als die Lehrerin bei seinem Vortag sehr kritisch dreinschaut, erschrickt Calvin und verweist sogleich triumphierend auf sein Expose für die Lehrerin. Er hebt siegessicher die professionelle Bindung und das perfekte Deckblatt hervor.
Doch es bleibt dabei – die Mitschüler rufen mit der Lehrerin im Chor: „BATS AREN'T BUGS!“

Oft scheint es sich mit den Fundamentalisten ähnlich zu verhalten, wer sonst wenig vorzuweisen hat muss auf das Fundament verweisen. 
Wenn ich lieblos bin verweise ich einfach aus Jesu Liebestat am Kreuz - und schon bin ich aus dem Schneider und muß gar nicht weiter über mein Leben und Verhalten nachdenken.

Ohne alle Fundis über einen Kamm zu scheren: Wer ,wenn es an Barmherzigkeit mangelt, einfach das geschriebene Gesetz dem Gesetz der Liebe und Barmherzigkeit  (wie es Jesus vormachte und lehrte) unterordnet, dem scheint wirklich das Haus des Glaubens und der Tempel der Nachfolge zu fehlen oder zumindest scheinen diese nicht so wirklich vorzeigbar zu sein.

Ein Gutes Haus ist flexibel, wie der Glaube, der seine Lebendigkeit und Dynamik nicht eingebüßt hat und damit er relevant bleibt...

Nächste Woche: Auf guten Fundament fußt ein Haus voller Leben – Glaube ist nicht starr!
 

Montag, 20. Februar 2012

Baut dem Herrn ein prächtiges Haus! oder Ein Fundament nutzen braucht keinen Fundamentalismus


Folge III:

Der Fundamentalist schaut aufs Fundament – das Haus entsteht jedoch darauf

Ich habe versucht zu zeigen, dass es sich der Fundamentalismus zu einfach macht und genau deswegen am Willen Christi vorbei manövriert.
Und das es bei dem Gleichnis vom Hausbau nicht um das Fundament geht, sondern um kluges, vielleicht sogar weises Verhalten.

Solches Verhalten ist doch oft so radikal, dass es auf Widerstand stößt und von so manchen diskreditiert wird. Da ist doch der Fundamentalismus ein guter Standpunkt und meine vorgehenden Ausführungen nur spitzfindig. Die gute Lehre und das was ich im Geist daraus gutes hervorhole ist doch ein gutes Fundament wenn ich alles richtig mache. Und auf dieses Fundament kann ich mich berufen und wenn das als Fundamentalismus bezeichnet wird, dann wird mit der Zeit schon der Begriff so positiv verstanden werden, wie ich es bereits tue. Oder?

Nun in Neuen Testament steht natürlich auch an anderer Stelle etwas von dem Fundament auf dem ein Christ steht. „Ich habe darauf geachtet, diese gute Botschaft nicht dort zu verkündigen, wo er schon bekannt war, um nicht auf einem fremden Fundament zu bauen.“ (Röm 15,20) Paulus hat auf seinen Missionsreisen Fundamente gelegt. Darauf bauen also die Gemeinden und die einzelnen Christen auf.
Das ist wichtig zu sehen: In unserem Glauben, der ja ein Prozess ist, da wir immer weiter darin wachsen, wie eben auch ein Haus emporwächst - nur das wir zu Lebzeiten nicht fertig werden mit den Bau und Innenausbau und dekorieren etc.

Der Glaube ist kein ankommen, sondern ein Weg“ hören wir von Martin Luther. Der Fundamentalist wähnt sich schon angekommen. Er weiß, wie es zu sein hat und zwar recht genau. Kein Hinterfragen, keine selbstkritische Prüfung seiner Ansichten.
Noch einmal zitiere ich Ecos Held William von Baskerville: „Der Teufel ist nicht der Fürst der Materie, der Teufel ist die Anmaßung des Geistes, der Glaube ohne ein Lächeln, die Wahrheit die niemals vom Zweifel erfasst wird“
Thomas von Kempten schreibt in seiner „Nachfolge Christi“:
Wir dürfen auf uns selbst nicht allzu sehr vertrauen“ denn „Oft kommt es uns auch gar nicht zum Bewusstsein, wie blind wir innerlich sind. Und oft machen wir unsere Sache schlecht und verschlimmern sie noch, indem wir unsere Schuld abstreiten.
Wenn uns zuweilen die Leidenschaft antreibt, so halten wir dies schon für göttlichen Eifer“

Der Fundamentalist zweifelt nicht, wer zweifelt wirkt nicht wie auf Fels gebaut. Wer nur ein Fundament hat, der tut recht daran an nichts was er hat zu zweifeln. Aber wer ein Haus darauf Bauen will der sollte sich schon ständig fragen, entspricht das Haus den (wachsenden) Anforderungen?

Wer ankommt bleibt stehen. Und da die Welt sich unter im weiterdreht fällt er zurück. Dabei ist es egal ob man nach Westen oder Osten läuft, es geht nicht um die planetarische Drehung, sondern darum das die Welt im Wandel ist.

Weil es geschrieben steht“ Soso, aber vieles steht nicht geschrieben. Denn das wesentliche ist für die Augen unsichtbar – schreibt Saint-Exupery in seinem 'Kleinen Prinzen' in Anlehnung an den Hinweis Gottes an Samuel (1.Sam 16, 7). Liebe beweist sich weder in der Befolgung des geschriebenen Ehevertrags (ein durchaus passendes Bild für die Bibel), noch der ausgesprochenen Wünsche, sondern dem was ungesagt blieb und dennoch befolgt wird. Ich bin schon darauf eingegangen als ich darlegte, das nicht das was geschrieben steht des Pudels Kern ist, sondern die Auslegung. Und das das Mühe macht darauf habe ich hingewiesen.

Wenn nun alles Auslegungssache ist und im Wandel, dann ist doch alles hinfällig. Nein, denn genau das ist die Mühe der sich der Fundamentalist verweigert. Etwas vorzufinden und unbearbeitet zu verwenden oder zu kopieren, ist einfach, aber zu schauen was ist es was dieses ausmacht, was ist ein Wesen, seine Substanz,möglicherweise auch seine Struktur das lässt uns daran festhalten. Ein Stück gutes festes Holz kann ein Bretterverhau sein, wenn es vor die Tür genagelt wird oder ein zweckdienliche, schöne edle Holztüre. Zu dieser muss es aber verarbeitet werden, dazu wird das Holz nicht verfremdet, ein guter Tischler wird das Holz seiner Natur seinem Wesen entsprechen bearbeiten. Er untersucht seine Maserung, seine Struktur und Schwachpunkte und Stärken. Und wenn er eine schöne Besonderheit findet, baut er diese aus und
daraus entsteht eine herrliche Verzierung. Vielleicht stellt er aber auch fest, das das Holz als Tür ungeeignet ist und so nimmt er ein anderes. Aus dem Stückholz macht er dann lieber ein Fensterrahmen oder eine Tischplatte, möglicherweise sogar einen Altar.
So ist es mit den biblischen Wahrheiten, sie stehen unverrückbar, passen aber nicht immer so in die aktuelle Situation wie wir uns das vorstellen. Es ist nicht in Jesu Sinne solange mit dem Holzstück vor den Türrahmen zulaufen, bis der Türrahmen nachgibt und das Brett reinpasst.
Wer jetzt bei diesem Bild denkt – o Gott der will die ganze Bibel auseinander nehmen und zurecht stutzen, der hat es nicht verstanden.
Wer mich so verstanden hat, dem muss dieses Bild sehr falsch vorkommen, aber es passt besser als ich selbst zu Beginn dachte:
Es geht nicht darum biblische Aussagen so lange zu beschneiden bis sie passen. Ein guter Tischler sucht lange nach dem richtigen Stück Holz, dem Stück, in dem die Tür drinsteckt, und die arbeitet er dann heraus.Wir kennen das von der Bildhauerei – der Künstler geht mit dem Material in „Dialog“, und arbeitet das das Kunstwerk heraus was in den Holzklotz oder dem Steinblock längst schlummerte. Er befreit es würde mancher enthusiastisch sagen.
Selbst Michelangelos David entstand so: Michelangelo entwarf, suchte dann lange nach einem geeigneten Marmor und noch viel länger nach einem geeigneten Block daraus. Und am Ende bestimmte nicht nur der Entwurf, sondern auch die erst bei der Bearbeitung detailliert zu Tage getretenen Beschaffenheit und Struktur die endgültige Form des Kunstwerks.

So ist das gemeint! Ein Fundamentalist ist gewohnt den Stein den er vorfindet zu nehmen und hinzu knallen. Basta. Unverrückbar. Weil es geschrieben steht! Wegen dieser Gewohnheit kann er einem Stück Holz auch nur eine Form verpassen die er im Kopf hat. Dabei wird das Stück Holz tatsächlich entstellt. Und darum versteht er auch jedes Arbeiten mit der biblischen Aussage als Verfälschung dieser, weil er nur den falschen Weg kennt.
Die richtige geistige Umgang mit den Wahrheiten die die Bibel kennt um damit das Glaubenshaus oder den Tempel zu bauen kostet Zeit und Mühe. Handwerkliche Ausbildung wie Material- und Werkzeugkunde und Technik – aber auch Geduld und Arbeit beim eigentlichen Anwenden der Bibel.

Für ein Fundament gilt das, unverrückbar unflexibel sonst erfüllt es seinen Zweck. Jesus sagt aber auch: „Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, der kann nicht mein Jünger sein. Denn wer unter euch, so er einen Turm bauen will, setzt sich nicht zuvor hin und berechnet die Kosten, ob er’s habe, hinauszuführen?
Auf daß nicht, wenn er den Grund gelegt hat und es nicht zu vollführen vermag, alle, die es sehen, anfangen, seiner zu spotten, und sagen: Dieser Mensch hob an zu bauen und hat es nicht zu vollführen vermocht.“ (Luk 14, 27ff)
Beim gelebten Glauben ist ein Fundament nur der Anfang der gelegt wurde, das Wesentliche ist das Haus oder der Turm der in die Welt hinaus strahlt...

Montag, 13. Februar 2012

Baut dem Herrn ein prächtiges Haus! oder Ein Fundament nutzen braucht keinen Fundamentalismus


Folge II
Individuelle Fundamente – Jesus Nachfolge macht sich und andere frei - Fundamentalismus ist minderwertig da von der Stange


Nun wir haben bereits festgestellt, ein Fundament muss gelegt oder ergraben werden, und es ist mit Mühe verbunden. Ist die Befolgung des Gesetzes nicht diese Mühe? Ist der Widerstand gegen die Verwässerung des nicht buchstäblich verstandenen Buches der Bücher nicht die Mühe von der Jesus spricht?

Wer meine Worte hört und sie Tut“! Achso, dann ist ja gar nicht Jesus das Fundament! Sondern wer seine Rede hört und umsetzt der baut sich sein Fundament!
Das ist ja nun schon was anderes. Dann wäre ja jeder selbst für sein Fundament verantwortlich? Na das macht nun wirklich Mühe. Also Jesus stellt uns mit seinen Worten an einen Ort und dort müssen wir mit den vorgegebenen Bedingungen und dem Material das er uns an die Hand gibt selber ein Fundament bauen.

Das besagt zumindest dieses Gleichnis. Aber ein Gleichnis kann auch schnell überspannt werden. Wenn man jedes Detail allegorisch auf das anwendet was das Gleichnis illustriert, beginnt es schnell zu hinken und beide Beine hinterher zu ziehen. Denn es will nur einen Punkt des Illustrierten verdeutlichen. Vielleicht geht deswegen diese Auslegung des Gleichnisses durch mich schon zu weit. Doch bevor wir uns anderen Aussagen der Bibel zu unserem Fundament zuwenden, um weitere Aspekte des Fundamentalismus zu hinterfragen möchte ich diesen Gedanken dennoch zu Ende bringen.

Nun was ist den dann das Material mit dem wir uns ein gutes Fundament legen oder ergraben können? „Jeder der zu mir kommt und meine Reden hört und sie tut“.
Jesus Reden? Es geht also vielleicht gar nicht ums Gesetz oder die Historizität der Bibel – Seine Reden!

Nun fangen wir mal, an uns Mühe zu machen. Damit wir beginnen können uns ein Fundament zu ergraben oder zu legen, untersuchen wir zunächst mal das Gelände – um im Bild zu bleiben:

Sowohl bei Matthäus als auch bei Lukas, die uns beide dieses Gleichnis mit seiner Aufforderung überliefern, steht es als Abschluss einer Sammlung von Reden Jesu. Bei Lukas mit „die Feldrede“ umrissen, bei Matthäus sprechen wir von der „Bergpredigt“.
Nun so scheinen ja zunächst mal direkt diese Reden gemeint zu sein, wenn die Aufforderung auf seine Rede zuhören und sie zu tun diese Sammlungen abschließt.

In diesen Reden, nach den Seligpreisungen (und bei Lukas auch Wehe-Rufen), macht Jesus klar wie seine Haltung zum Gesetz ist: Wer Salz und Licht sein will, muss das Gesetz aufschlüsseln. Er muss graben, bis zu seinem Kern, der festen Grund bietet. Es geht also laut Jesus nicht um eine buchstäbliche Befolgung des Gesetzes wie man es in den Schriften vorfindet, sondern um die Botschaft die daraus spricht.
Du „sollt nicht töten“ heißt also nicht einfach nur keinem das Messer in die Brust zu rammen, sondern auch ihm weder den Tod zu wünschen, indem ich ihn fluche noch ihn seelisch abzutöten in dem ich ihn als „Narr“ oder „Nichtsnutz“ tituliere. Mobbing ist wie ein Mord auf Raten.
Und wenn Martin Luther sagt, „so soll sich den jeder Christenmensch seinen eigenen Dekalog (=10 Gebote) schaffen“ heißt das genau das: Nicht eine Abschaffung des dem Mose am Sinai verkündeten Gesetzes, sondern eine Auslegung und persönliche und aktuelle Anwendung dessen, so wie es Jesus hier vor macht.

So ist zu fragen, die Zerstörung unserer Umwelt durch unsere egoistische Energie- und Ressourcenverschwendung Vater und Mutter ehren bedeutet, die uns diese Erde übergeben haben. Oder verhindern wir damit, dass unsere Nachfahren uns ehren können? Immerhin kann ich der letzten Generation mit ihrer unendlichen Wachstumswut den Raubbau und das schier endlose Vertrauen in die Kontrollierbarkeit der Kernspaltung vorwerfen. Oder die Aufrüstung und die Versuche dazu der Generation davor.Ganz zu schweigen davon, dass unser umweltschädigendes Verhalten anderswo jetzt gerade schon dazuführt das Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren und sterben.Du sollst nicht töten! Ehre Vater und Mutter, auf das du lange lebst und es dir wohlergehe im Land, das der Herr dir gibt.

Es ist also nicht das Befolgen des toten Buchstabens, dass uns für Jesus zu einem macht, der wie einer ist der sein Haus auf gutem Fundament baut, sondern die Anwendung dessen in der individuellen Praxis, in dem was Edmund Husserl mit unserer „Lebenswelt“ bezeichnet. Dann bekommt das Gesetz und Jesu Botschaft Relevanz.

Und noch was: Nicht die Reden sind das Fundament, auch nicht das Hören oder Tun, sondern das Hören und Tun lässt uns sein wie jemand der auf Fundament baut – auch das ist ein Unterschied. Nicht „der hat ein Fundament“ oder „der ist jemand der eins hat“ sondern der ist „so wie“ - also nur als ob. Es geht bei dem Gleichnis gar nicht darum ein Fundament zu haben, sondern darum, klug zu sein und weise zu handeln und sein Leben auf sinnvolle Weise zu gestalten.
Die Erkenntnis das es bei dem Gleichnis gar nicht um ein Fundament haben geht, ist hier zwar nur so eingestreut, aber vielleicht für viele das größte Aha-Erlebnis dieses Abschnittes, vielleicht des gesamten Textes in allen Teilen.

Niemand wird, wenn er Gutes tut und böses lässt, in den Verdacht Fundamentalist zu sein kommen. Man wird ihn aber so bezeichnen, wenn er lieblos aus Prinzip alles tut, weil er sie als unumstößliche Wahrheit ansieht, die in der konkreten Ausführung für alle gleich zu gelten haben. Wer er seine Erkenntnisse, wie etwas zu verstehen und zu handhaben ist, für alle und jeden maßgeblich macht der hat Jesu Worte nicht verstanden.

Der Fundamentalist umgeht die Mühe selbst auszulegen, zu schauen was es für ihn bedeutet, er nimmt was er vorfindet und setzt es stur 1:1 um. Umberto Eco legt es seiner Romanfigut William von Baskerville so in den Mund: „Der Teufel ist schwarz und finster, er braucht kein Licht -denn er weiß wohin er geht“.
Deswegen kann er auch nicht verstehen das andere im Lichte Christi und des heiligen Geistes selber gegraben haben und so zu ihren Antworten gekommen sind, die anders sein können und oft müssen als seine eigenen.

Der Fundamentalist gleicht einem der sein Haus auf den Felsen baut den er gerade so vorfindet, uneben und voll schroffer Kanten und mitten im Überschwemmungsgebiet. Sein Haus bleibt stehen, ist aber nur mit Sturheit bewohnbar und wenig gastfreundschaftlich.
Der Nachfolger Christi gleicht jedoch dem der den Untergrund untersucht und gräbt bis er geeignetes Fundament gefunden hat. Hier kann er sich und dem Herrn ein prächtiges Haus ausbauen, das viele bewundern.

Aber dieses Haus muss geschickt gebaut werden... dazu dann ab nächster Woche

Montag, 6. Februar 2012

Baut dem Herrn ein prächtiges Haus! oder Ein Fundament nutzen braucht keinen Fundamentalismus

I. Folge

Auf Sand oder Fels gebaut – sollte man Fundamentalist sein?

Wenn heutzutage Christen in einer Diskussion welches Verhalten sich für einen Christen geziemt oder nicht oder ob die Bibel nun buchstäblich zu verstehen sei oder nicht mit dem Vorwurf des Fundamentalismus konfrontiert werden, wird gern, wie aus der Pistole geschossen, mit Mt 7, 24 geantwortet. „Ja ich bin ein Fundamentalist und das ist auch gut so. Mein Fundament ist Jesus und Jesus ruft auf ein Fundament zu haben!“
Basta – ich habe fertig.
Totschlags-Argument!
Youtube ist voll von solchen Apologien
(Dabei besagt die angeführte Stelle gar nicht das man ein Fundament haben soll – aber dazu komme ich erst später.)

Der Begriff Fundamentalist hat einen fahlen Geschmack bekommen. Normalerweise danken wir dabei an Selbstmordattentäter, die sich vermeintlich auf Koran und islamische Tradition des kleinen Dschihad berufen.
Aber es ist ganz anders. Der Begriff Fundamentalismus“ ist eingedeutscht aus dem „fundamentalism“ mit dem ursprünglich legalistische, radikale, werksbetonte Christen in den USA abwertend bezeichnet wurden (in einer Fachzeitschrift). Ja, der Begriff ist recht jung, verbreitete sich aber erst, als er auf Muslime übertragen wurde, die den Westen und seine Werte radikal bekämpften.

Nein - Fundamentalismus ist nichts Positives. Es sollte keine Spottname sein, den man dann für sich als Ehrentitel aneignet, so wie es bei den Methodisten oder den Baptisten geschah oder bei den Christen überhaupt (Apg 11, 26 – der gr. Wortlaut macht dies klar).

Worin aber liegt hier der Unterschied, warum sollte es kein Ehrentitel sein, darauf hinzuweisen, dass man die Worte Christi Einen jeden nun, der diese meine Reden hört und tut sie, den will ich gleich heißen einem klugen Mann, der sein Haus auf den Felsen baute.(Mt 7,24f)?
Weiter heißt es:
Da fiel der Regen und kamen die Ströme und wehten die Winde und stießen an dasselbe Haus; und es fiel nicht; denn es war auf den Felsen gegründet.
Und ein jeder, der diese meine Rede hört und sie nicht tut, wird gleich werden einem närrischen Mann, der sein Haus auf den Sand baute.
Da fiel der Regen und kamen die Ströme und wehten die Winde und stießen an dasselbe Haus; und es fiel, und sein Fall war groß.“

Nun zunächst bei Matthäus ist überhaupt nicht von Fundament die Rede. Er eine hat Fels als Untergrund, der andere Sand. Jeder baut irgendwo drauf auf, niemand schwebt so das er aus sich heraus stehe. Aber eben nicht alles ist als Standpunkt tauglich, weil langfristig fest.
Kommt es also darauf an wo man sich niederlässt? Muss man sich nur den richtigen Ort, den richtigen Standpunkt suchen?

Bei Lukas lesen wir das Gleichnis tatsächlich mit „Fundament“: Lk 6,47ff
Ein jeder, der zu mir kommt und hört meine Reden und tut sie, den will ich euch zeigen, wem er gleich ist.
Gleich ist er einem Menschen, der ein Haus baute, der grub und machte es tief und legte Grund auf den Felsen. Da aber ein Gewässer entstand, da riss der Strom zu demselben Hause zu und mochte es nicht bewegen, denn es war auf den Felsen gegründet.
Wer es aber hört und nicht tut, ist gleich einem Menschen, der ein Haus baute auf die Erde ohne Grund; zu welchem der Strom riss, und es fiel bald, und der Riss desselben Hauses ward groß.

Hier wird das Haus zwar nicht zerstört, aber immerhin nimmt es großen Schaden. Hier scheinen beide auf ungeeignetem Untergrund zu stehen, doch der eine gräbt sich bis zum Felsen durch, der andere erspart sich diese Mühe.
Da der Untergrund des Hudson River schlammig war, wie die ganze Gegend von Manhatten, musste unter großen Mühen und Opfern unter Wasser gegraben werden, damit die Pfeiler der Brooklyn Bridge auf festen Fels stehen können.
Das Hamburger Rathaus steht auf sumpfiger Erde, aber damit es sicher steht wurden 4000 Eichenholzpfähle in die Erde als Fundament gerammt. Und da steht es nun seit 225 Jahren fest. Obwohl der (Unter)Grund eigentlich ungeeigneter kaum sein könnte.

Also ein Fundament ist gar nicht immer vorhanden und wird vorgefunden - es muss gebaut werden. Das macht Mühe und Arbeit. Doch der Fundamentalist macht sich gar nicht diese Mühe er sucht sich was vorgefundenes aus, was für ihn fest und stabil ist und pflanzt sich dort nieder.
Das ist der eine Unterschied von Fundamentalismus und echter Nachfolge.

Zusagen: Ich bin im Recht, den Jesus ist mein Fundament der macht es sich zu einfach....

Nächste Woche:
Individuelle Fundamente – Jesus Nachfolge macht sich und andere frei - Fundamentalismus ist minderwertig da von der Stange