Folge II
Individuelle Fundamente – Jesus Nachfolge macht sich und andere frei - Fundamentalismus ist minderwertig da von der Stange
Nun
wir haben bereits festgestellt, ein Fundament muss gelegt oder
ergraben werden, und es ist mit Mühe verbunden. Ist die Befolgung
des Gesetzes nicht diese Mühe? Ist der Widerstand gegen die
Verwässerung des nicht buchstäblich verstandenen Buches der Bücher
nicht die Mühe von der Jesus spricht?
„Wer
meine Worte hört und sie Tut“! Achso, dann ist ja gar nicht Jesus
das Fundament! Sondern wer seine Rede hört und umsetzt der baut sich
sein Fundament!
Das
ist ja nun schon was anderes. Dann wäre ja jeder selbst für sein
Fundament verantwortlich? Na das macht nun wirklich Mühe. Also Jesus
stellt uns mit seinen Worten an einen Ort und dort müssen wir mit
den vorgegebenen Bedingungen und dem Material das er uns an die Hand
gibt selber ein Fundament bauen.
Das
besagt zumindest dieses Gleichnis. Aber ein Gleichnis kann auch
schnell überspannt werden. Wenn man jedes Detail allegorisch auf das
anwendet was das Gleichnis illustriert, beginnt es schnell zu hinken
und beide Beine hinterher zu ziehen. Denn es will nur einen Punkt des
Illustrierten verdeutlichen. Vielleicht geht deswegen diese Auslegung
des Gleichnisses durch mich schon zu weit. Doch bevor wir uns anderen
Aussagen der Bibel zu unserem Fundament zuwenden, um weitere Aspekte
des Fundamentalismus zu hinterfragen möchte ich diesen Gedanken
dennoch zu Ende bringen.
Nun
was ist den dann das Material mit dem wir uns ein gutes Fundament
legen oder ergraben können? „Jeder
der zu mir kommt und meine Reden hört und sie tut“.
Jesus
Reden? Es geht also vielleicht gar nicht ums Gesetz oder die
Historizität der Bibel – Seine Reden!
Nun
fangen wir mal, an uns Mühe zu machen. Damit wir beginnen können
uns ein Fundament zu ergraben oder zu legen, untersuchen wir zunächst
mal das Gelände – um im Bild zu bleiben:
Sowohl
bei Matthäus als auch bei Lukas, die uns beide dieses Gleichnis mit
seiner Aufforderung überliefern, steht es als Abschluss einer
Sammlung von Reden Jesu. Bei Lukas mit „die Feldrede“ umrissen,
bei Matthäus sprechen wir von der „Bergpredigt“.
Nun
so scheinen ja zunächst mal direkt diese Reden gemeint zu sein, wenn
die Aufforderung auf seine Rede zuhören und sie zu tun diese
Sammlungen abschließt.
In
diesen Reden, nach den Seligpreisungen (und bei Lukas auch
Wehe-Rufen), macht Jesus klar wie seine Haltung zum Gesetz ist: Wer
Salz und Licht sein will, muss das Gesetz aufschlüsseln. Er muss
graben, bis zu seinem Kern, der festen Grund bietet. Es geht also
laut Jesus nicht um eine buchstäbliche Befolgung des Gesetzes wie
man es in den Schriften vorfindet, sondern um die Botschaft die
daraus spricht.
Du
„sollt nicht töten“ heißt also nicht einfach nur keinem das
Messer in die Brust zu rammen, sondern auch ihm weder den Tod zu
wünschen, indem ich ihn fluche noch ihn seelisch abzutöten in dem
ich ihn als „Narr“ oder „Nichtsnutz“ tituliere. Mobbing ist
wie ein Mord auf Raten.
Und
wenn Martin Luther sagt, „so soll sich den jeder Christenmensch
seinen eigenen Dekalog (=10 Gebote) schaffen“ heißt das genau das:
Nicht eine Abschaffung des dem Mose am Sinai verkündeten Gesetzes,
sondern eine Auslegung und persönliche und aktuelle Anwendung dessen, so wie es Jesus hier vor
macht.
So
ist zu fragen, die Zerstörung unserer Umwelt durch unsere
egoistische Energie- und Ressourcenverschwendung Vater und Mutter
ehren bedeutet, die uns diese Erde übergeben haben. Oder verhindern
wir damit, dass unsere Nachfahren uns ehren können? Immerhin kann
ich der letzten Generation mit ihrer unendlichen Wachstumswut den
Raubbau und das schier endlose Vertrauen in die Kontrollierbarkeit
der Kernspaltung vorwerfen. Oder die Aufrüstung und die Versuche
dazu der Generation davor.Ganz zu schweigen davon, dass unser
umweltschädigendes Verhalten anderswo jetzt gerade schon dazuführt
das Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren und sterben.Du sollst
nicht töten! Ehre Vater und Mutter, auf das du lange lebst und es
dir wohlergehe im Land, das der Herr dir gibt.
Es
ist also nicht das Befolgen des toten Buchstabens, dass uns für
Jesus zu einem macht, der wie einer ist der sein Haus auf gutem Fundament baut, sondern
die Anwendung dessen in der individuellen Praxis, in dem was Edmund
Husserl mit unserer „Lebenswelt“ bezeichnet. Dann bekommt das
Gesetz und Jesu Botschaft Relevanz.
Und
noch was: Nicht die Reden sind das Fundament, auch nicht das Hören oder Tun, sondern das Hören und
Tun lässt uns sein wie
jemand
der auf Fundament baut – auch das ist ein Unterschied. Nicht „der
hat ein Fundament“ oder „der ist jemand der eins hat“ sondern
der ist „so wie“ - also nur als ob. Es geht bei dem Gleichnis gar
nicht darum ein Fundament zu haben, sondern darum, klug zu sein und
weise zu handeln und sein Leben auf sinnvolle Weise zu gestalten.
Die
Erkenntnis das es bei dem Gleichnis gar nicht um ein Fundament haben
geht, ist hier zwar nur so eingestreut, aber vielleicht für viele
das größte Aha-Erlebnis dieses Abschnittes, vielleicht des gesamten
Textes in allen Teilen.
Niemand
wird, wenn er Gutes tut und böses lässt, in den Verdacht
Fundamentalist zu sein kommen. Man wird ihn aber so bezeichnen, wenn
er lieblos aus Prinzip alles tut, weil er sie als unumstößliche
Wahrheit ansieht, die in der konkreten Ausführung für alle gleich
zu gelten haben. Wer er seine Erkenntnisse, wie etwas zu verstehen
und zu handhaben ist, für alle und jeden maßgeblich macht der hat
Jesu Worte nicht verstanden.
Der
Fundamentalist umgeht die Mühe selbst auszulegen, zu schauen was es
für ihn bedeutet, er nimmt was er vorfindet und setzt es stur 1:1
um. Umberto Eco legt es seiner Romanfigut William von Baskerville so
in den Mund: „Der Teufel ist schwarz und finster, er braucht kein
Licht -denn er weiß wohin er geht“.
Deswegen
kann er auch nicht verstehen das andere im Lichte Christi und des
heiligen Geistes selber gegraben haben und so zu ihren Antworten
gekommen sind, die anders sein können und oft müssen als seine
eigenen.
Der
Fundamentalist gleicht einem der sein Haus auf den Felsen baut den er
gerade so vorfindet, uneben und voll schroffer Kanten und mitten im
Überschwemmungsgebiet. Sein Haus bleibt stehen, ist aber nur mit
Sturheit bewohnbar und wenig gastfreundschaftlich.
Der
Nachfolger Christi gleicht jedoch dem der den Untergrund untersucht
und gräbt bis er geeignetes Fundament gefunden hat. Hier kann er
sich und dem Herrn ein prächtiges Haus ausbauen, das viele
bewundern.
Aber
dieses Haus muss geschickt gebaut werden... dazu dann ab nächster Woche
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