Folge III:
Der
Fundamentalist schaut aufs Fundament – das Haus entsteht jedoch
darauf
Ich
habe versucht zu zeigen, dass es sich der Fundamentalismus zu einfach
macht und genau deswegen am Willen Christi vorbei manövriert.
Und
das es bei dem Gleichnis vom Hausbau nicht um das Fundament geht,
sondern um kluges, vielleicht sogar weises Verhalten.
Solches
Verhalten ist doch oft so radikal, dass es auf Widerstand stößt und
von so manchen diskreditiert wird. Da ist doch der Fundamentalismus
ein guter Standpunkt und meine vorgehenden Ausführungen nur
spitzfindig. Die gute Lehre und das was ich im Geist daraus gutes
hervorhole ist doch ein gutes Fundament wenn ich alles richtig mache.
Und auf dieses Fundament kann ich mich berufen und wenn das als
Fundamentalismus bezeichnet wird, dann wird mit der Zeit schon der
Begriff so positiv verstanden werden, wie ich es bereits tue. Oder?
Nun
in Neuen Testament steht natürlich auch an anderer Stelle etwas von
dem Fundament auf dem ein Christ steht. „Ich habe darauf
geachtet, diese gute Botschaft nicht dort zu verkündigen, wo er
schon bekannt war, um nicht auf einem fremden Fundament zu bauen.“
(Röm 15,20) Paulus hat auf
seinen Missionsreisen Fundamente gelegt. Darauf bauen also die
Gemeinden und die einzelnen Christen auf.
Das
ist wichtig zu sehen: In unserem Glauben, der ja ein Prozess ist, da
wir immer weiter darin wachsen, wie eben auch ein Haus emporwächst -
nur das wir zu Lebzeiten nicht fertig werden mit den Bau und
Innenausbau und dekorieren etc.
„Der
Glaube ist kein ankommen, sondern ein Weg“ hören wir von Martin
Luther. Der Fundamentalist wähnt sich schon angekommen. Er weiß,
wie es zu sein hat und zwar recht genau. Kein Hinterfragen, keine
selbstkritische Prüfung seiner Ansichten.
Noch
einmal zitiere ich Ecos Held William von Baskerville: „Der Teufel
ist nicht der Fürst der Materie, der Teufel ist die Anmaßung des
Geistes, der Glaube ohne ein Lächeln, die Wahrheit die niemals vom
Zweifel erfasst wird“
Thomas
von Kempten schreibt in seiner „Nachfolge Christi“:
„Wir
dürfen auf uns selbst nicht allzu sehr vertrauen“ denn „Oft
kommt es uns auch gar nicht zum Bewusstsein, wie blind wir innerlich
sind. Und oft machen wir unsere Sache schlecht und verschlimmern sie
noch, indem wir unsere Schuld abstreiten.
Wenn
uns zuweilen die Leidenschaft antreibt, so halten wir dies schon für
göttlichen Eifer“
Der
Fundamentalist zweifelt nicht, wer zweifelt wirkt nicht wie auf Fels
gebaut. Wer nur ein Fundament hat, der tut recht daran an nichts was
er hat zu zweifeln. Aber wer ein Haus darauf Bauen will der sollte
sich schon ständig fragen, entspricht das Haus den (wachsenden)
Anforderungen?
Wer
ankommt bleibt stehen. Und da die Welt sich unter im weiterdreht
fällt er zurück. Dabei ist es egal ob man nach Westen oder Osten
läuft, es geht nicht um die planetarische Drehung, sondern darum das
die Welt im Wandel ist.
„Weil es
geschrieben steht“ Soso, aber vieles steht nicht geschrieben. Denn
das wesentliche ist für die Augen unsichtbar – schreibt
Saint-Exupery in seinem 'Kleinen Prinzen' in Anlehnung an den Hinweis
Gottes an Samuel (1.Sam 16, 7). Liebe beweist sich weder in der
Befolgung des geschriebenen Ehevertrags (ein durchaus passendes Bild
für die Bibel), noch der ausgesprochenen Wünsche, sondern dem was
ungesagt blieb und dennoch befolgt wird. Ich bin schon darauf
eingegangen als ich darlegte, das nicht das was geschrieben steht des
Pudels Kern ist, sondern die Auslegung. Und das das Mühe macht
darauf habe ich hingewiesen.
Wenn
nun alles Auslegungssache ist und im Wandel, dann ist doch alles
hinfällig. Nein, denn genau das ist die Mühe der sich der
Fundamentalist verweigert. Etwas vorzufinden und unbearbeitet zu
verwenden oder zu kopieren, ist einfach, aber zu schauen was ist es
was dieses ausmacht, was ist ein Wesen, seine Substanz,möglicherweise
auch seine Struktur das lässt uns daran festhalten. Ein Stück gutes
festes Holz kann ein Bretterverhau sein, wenn es vor die Tür
genagelt wird oder ein zweckdienliche, schöne edle Holztüre. Zu
dieser muss es aber verarbeitet werden, dazu wird das Holz nicht
verfremdet, ein guter Tischler wird das Holz seiner Natur seinem
Wesen entsprechen bearbeiten. Er untersucht seine Maserung, seine
Struktur und Schwachpunkte und Stärken. Und wenn er eine schöne
Besonderheit findet, baut er diese aus und
daraus entsteht eine
herrliche Verzierung. Vielleicht stellt er aber auch fest, das das
Holz als Tür ungeeignet ist und so nimmt er ein anderes. Aus dem
Stückholz macht er dann lieber ein Fensterrahmen oder eine
Tischplatte, möglicherweise sogar einen Altar.
So
ist es mit den biblischen Wahrheiten, sie stehen unverrückbar,
passen aber nicht immer so in die aktuelle Situation wie wir uns das
vorstellen. Es ist nicht in Jesu Sinne solange mit dem Holzstück vor
den Türrahmen zulaufen, bis der Türrahmen nachgibt und das Brett
reinpasst.
Wer
jetzt bei diesem Bild denkt – o Gott der will die ganze Bibel
auseinander nehmen und zurecht stutzen, der hat es nicht verstanden.
Wer
mich so verstanden hat, dem muss dieses Bild sehr falsch vorkommen,
aber es passt besser als ich selbst zu Beginn dachte:
Es
geht nicht darum biblische Aussagen so lange zu beschneiden bis sie
passen. Ein guter Tischler sucht lange nach dem richtigen Stück
Holz, dem Stück, in dem die Tür drinsteckt, und die arbeitet er
dann heraus.Wir kennen das von der Bildhauerei – der Künstler geht
mit dem Material in „Dialog“, und arbeitet das das Kunstwerk
heraus was in den Holzklotz oder dem Steinblock längst schlummerte.
Er befreit es würde mancher enthusiastisch sagen.
Selbst
Michelangelos David entstand so: Michelangelo entwarf, suchte dann
lange nach einem geeigneten Marmor und noch viel länger nach einem
geeigneten Block daraus. Und am Ende bestimmte nicht nur der Entwurf,
sondern auch die erst bei der Bearbeitung detailliert zu Tage
getretenen Beschaffenheit und Struktur die endgültige Form des
Kunstwerks.
So
ist das gemeint! Ein Fundamentalist ist gewohnt den Stein den er
vorfindet zu nehmen und hinzu knallen. Basta. Unverrückbar. Weil es
geschrieben steht! Wegen dieser Gewohnheit kann er einem Stück Holz
auch nur eine Form verpassen die er im Kopf hat. Dabei wird das Stück
Holz tatsächlich entstellt. Und darum versteht er auch jedes
Arbeiten mit der biblischen Aussage als Verfälschung dieser, weil er
nur den falschen Weg kennt.
Die
richtige geistige Umgang mit den Wahrheiten die die Bibel kennt um
damit das Glaubenshaus oder den Tempel zu bauen kostet Zeit und Mühe.
Handwerkliche Ausbildung wie Material- und Werkzeugkunde und Technik
– aber auch Geduld und Arbeit beim eigentlichen Anwenden der Bibel.
Für
ein Fundament gilt das, unverrückbar unflexibel sonst erfüllt es
seinen Zweck. Jesus sagt aber auch: „Und wer nicht sein Kreuz trägt
und mir nachkommt, der kann nicht mein Jünger sein. Denn wer unter
euch, so er einen Turm bauen will, setzt sich nicht zuvor hin und
berechnet die Kosten, ob er’s habe, hinauszuführen?
Auf
daß nicht, wenn er den Grund gelegt hat und es nicht zu vollführen
vermag, alle, die es sehen, anfangen, seiner zu spotten, und sagen:
Dieser Mensch hob an zu bauen und hat es nicht zu vollführen
vermocht.“ (Luk 14, 27ff)
Beim
gelebten Glauben ist ein Fundament nur der Anfang der gelegt wurde,
das Wesentliche ist das Haus oder der Turm der in die Welt hinaus
strahlt...
2 Kommentare:
lokke, du gefällst mir
wie kriegst du deinen geist eigentlich zur ruhe, zb nachts?
aber so lange du dich nicht outest bleibst du mir unbekannt - da nicht einortenbar
cherio
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