Folge IV.
Der
Fundamentalist schaut nur aufs Fundament – aber darauf steht ein Haus
Wenn
wir unseren Glauben mit einem Haus verglichen wollen, das auf einem
Fundament steht, dann geht also der Glauben weit über dieses
Fundament hinaus. Man darf also nicht stehenbleiben beim Fundament.
Das
tut der Fundamentalist. Er ist zufrieden mit dem Fundament. Der Rest
ist egal, Hauptsache das Fundament stimmt. Als ob es wirklich nur
darauf ankäme.
Nach
der mir verliehenen Gnade Gottes habe ich als weiser Baumeister das
Fundament gelegt. Ein anderer baut auf dieser Grundlage weiter. Aber
jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut.
Das
Fundament ist schon gelegt, es ist Jesus Christus. Niemand kann ein
anderes legen.
Ob
aber jemand auf dieses Fundament Gold, Silber oder wertvolle Steine
verbaut oder nur Holz, Heu und Stroh.
Hält
das, was er auf das Fundament gebaut hat stand, wird er
belohnt.(1.Kor 3,10ff)
Genau
so ist es, ein perfektes Fundament allen nützt nichts. Wer nur ein
Fundament besitzt, der wird nicht ernst genommen. Wie wir schon von
Jesus gehört hatten (Luk14,27ff). Deswegen schwingt in der
Bezeichnung als Fundamentalist auch nichts Schmeichelndes oder
Anerkennendes mit. Schon gar nicht nur deswegen weil jemand für sich selbst
diese Beleidigung als lobende Bestätigung umdeutet, um sich ja nicht
hinterfragen zu müssen. (Dabei ist ein Fundament des christlichen
Glaubens gerades dieses: sich zu fundamental hinterfragen – man nennt das
Sündenerkenntnis!)
Nein
der Fundamentalismus-Vorwurf ist eine Abwertung und der Verdacht kein
gutes Zeugnis für den Glauben an den Christus Jesus.
Und
ein gutes Fundament nützt nichts wenn es nicht genutzt wird. Nutzen
und nützen – aber hier meint nutzen das gute Nutzen. Als
Tanzfläche ist so ein Häuser-Fundament zwar geeignet, aber
Verschwendung oder? Tanzen kann ich auch auf dem festgetrampelten
Sandboden. Oder Holz kann ich auch auf dem blanken Boden lagern, höchstens noch ne Folie drunter.
Aber ein gutes Haus kann ich nur auf einem Häuser-Fundament
bauen!
Und
da es letztendlich auf das Haus ankommt für den das Fundament nur
die Basis bietet, ist es entscheidet wie das Haus gebaut wird. Um im
Bild zu bleiben vom klugen Hausbauer und dem törichten der sein Haus
auf Sand stellte.
In
Kalifornien und Japan stehen gewaltige Häuser. Mitten auf Böden,
die zu den Erdbeben-gefährdetsten dieses Planeten zählen. Sie
wurden so gebaut, das der wackelige Untergrund sie nicht einstürzten
lässt.
Wir
könne nun herumdeuten, dass der Erdbebenschutz ja unter anderem auch
in die gegossenen Fundamente eingebaut wurde, damit Jesus Gleichnis
weiter Gültigkeit besitzt. Wer so denkt hat es immer noch nicht
verstanden, und der kleine (oder Große) Fundamentalist, der in jedem
Menschen steckt und den es zu überwinden gilt, hat sich wieder
gemeldet.
Es
geht nicht um den Wortlaut. Nicht darum das dieser zu allen Zeiten
und in allen Situationen stimmt. Es geht um die Kernaussage und die
war ja wer auf Jesus hört und das gehörte umsetzt ist wie einer der
sich die Mühe macht ein Fundament zu ergraben – oder auch zu
legen.
Also
wer sein Haus im Erdbebengebiet entsprechend sicher macht ist klug
und handelt richtig. Egal ob die Sicherung im Fundament oder im Dach
liegt. In der Tat liegen viele Einrichtungen, um eine Gebäude
erdbebensicher zumachen, im Dach.
Paulus
weißt darauf hin, dass das Haus gut gebaut sein muss und das dies
das Ergebnis ist auf das es ankommt. Denn es wird am Ende geschaut,
ob das Haus steht, nicht ob das Fundament unbeschadet ist.
So
sollten sich Christen die ihre Radikalität in der Nachfolge durch
einen Titel statt dem Fundamentalismus lieber dem „Domesizismus“
(von lat. Domos = Haus) verschreiben (ein Wort das es bisher nicht zu geben scheint). Und sich selber sollten sie in guter apostolischer Manier
„Domestiken“ nennen, was nicht anderes heißt als Diener (aus dem
lat. = zum Haus gehörig).
Das
Haus unterscheidet vom Fundament wesentliches. Erstens ist es weithin
zu sehen. Das heißt auch, dass man oft erkennen kann, ob es gut gebaut
ist oder nicht, das Fundament wird vom Haus zugedeckt. Das Gold,
Silber und die wertvollen Steine von denen Paulus spricht stechen
jeden sofort ins Auge. Ebenso das billige Holz, Stroh oder Heu. Da
nützt es auch nix zu sagen: "Aber Paulus schau doch mal hier: Ein einsA Fundament
hab ich da!"
Noch
mal, es geht wie immer um die Kernaussage - natürlich gibt es
wunderbare Ökobauweisen aus Holz, Stroh und Heu, die gegenüber
Steinhäusern wunderbare Vorteile haben und gegen die Paulus nichts
hätte. Im Gegenteil – in manchen Gegenden dieser Erde ist das das
sinnvollste Baumaterial für Wohnhäuser überhaupt.
Es
geht um das Bild und was es ausdrückt, und das hat der Zeichner der Comic-Reihe 'Calvin und
Hobbes' wunderbar illustriert:
Calvin
ist zu faul ein Referat über Fledermäuse zu halten, er mag sie
nicht und das wird wohl auch die Hauptaussage seines dünnen
Vortrags. Sie leben im Dunkeln, kommen nur nachts hervor, sie gehören
folglich zum Ungeziefer. Hobbes weißt ihn darauf hin, dass er
fachlich auf dünnem Boden steht. „Bats aren't bugs“ - Fledermäuse
sind kein Ungeziefer. Paperlapapp man müsse alles nur richtig
präsentieren.
Als
die Lehrerin bei seinem Vortag sehr kritisch dreinschaut, erschrickt
Calvin und verweist sogleich triumphierend auf sein Expose für die Lehrerin. Er hebt siegessicher die professionelle
Bindung und das perfekte Deckblatt hervor.
Doch
es bleibt dabei – die Mitschüler rufen mit der Lehrerin im Chor:
„BATS AREN'T BUGS!“
Oft
scheint es sich mit den Fundamentalisten ähnlich zu verhalten, wer
sonst wenig vorzuweisen hat muss auf das Fundament verweisen.
Wenn ich lieblos bin verweise ich einfach aus Jesu Liebestat am Kreuz - und schon bin ich aus dem Schneider und muß gar nicht weiter über mein Leben und Verhalten nachdenken.
Ohne
alle Fundis über einen Kamm zu scheren: Wer ,wenn es an Barmherzigkeit mangelt, einfach das geschriebene Gesetz dem Gesetz der Liebe und Barmherzigkeit (wie es Jesus vormachte und lehrte) unterordnet, dem scheint wirklich
das Haus des Glaubens und der Tempel der Nachfolge zu fehlen oder
zumindest scheinen diese nicht so wirklich vorzeigbar zu sein.
Ein
Gutes Haus ist flexibel, wie der Glaube, der seine Lebendigkeit und
Dynamik nicht eingebüßt hat und damit er relevant bleibt...
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