http://www.deine-stimme-gegen-armut.de lokkemotion: Januar 2011
. . . . und gerne mal ein Kommentar dalassen . . .

Montag, 31. Januar 2011

Tag 8 (+7)

tz da schreibt man mal einen Tag lang nix und bekommt umgehend ne Beschwerde. Undankbares Pack – ursprünglich hieß es ich sei völlig anachoretisch - zurückgezogen und getrennt. Jetzt biete ich schon meinen blog. Und stat dankbar z sein beschwere wenn ich mir man den SONNTAG davon frei nehme...

naja ich weiß du hast vermisst und darum freut mich das du gestern eine Nachricht erhofft hattest.

Ich hab übrigens das Wort anachoretisch gewählt (auch wenn ich nicht weiß ob es das als Adjektiv so gibt) weil es von Anachorese (altgr. anacheo = sich zurückziehen) der kommt. Anachoreten waren die ersten christlichen Mönche – die Eremiten, Wüstenväter oder wie immer ihr sie nennt.

Nun Gut Ok gestern, klar mir ging viel durch den Kopf, vor allem das Buch von Amartya Sen, dessen fast 450 Seiten ich gestern durchgearbeitet hab.


eine schöne Impression aus der Kryta

Sonntags gibt es hier keine Laudes, und keine Vesper - wer nicht weiß was das ist lese bitte die vorhergehenden Einträge. Morgens um 8:00 gibt es in der Krypta (das ist der unterirdische Raum alten Kirche hier (Krypta = die verborgene – kennt man von kryptsich und so). Dieser Raum ist seid über 800 Jahren in Takt, während der Rest der Kirche wie gesagt eine Ruine ist. Heute gibt’s mal Fotos von der Krytpa. Also dort findet Sonntgs das heilige Abendmahl statt. Auch hier eine streng liturgische Feier mit Gesang, Lesungen Gebeten etc. die feststehen. Und es gibt echten Wein, Alkohol im Gethsemane Kloster – erstaunlich ;-)


Im Mittagsgebet am Sonntag werden die Fürbitten übrigens durch Lobpreisungen ersetzt, damit ihr nach was von den speziellen Abläufen hier mitbekommt.

Einblick in die Krypa -so sieht es da aus


Wir haben dann gestern mit den Mitarbeitern und einem der Brüder hier einen Filmabend gemacht. Marc, einer der Mitarbeiter hatte Geburtstag. Wir haben uns mal für zwei Western-Klassiker entschieden: erst „High Noon -12Uhr Mittags“ und dann „Spiel mir das Lied vom Tod“. Und ihr versteht, dass ich nach 1 Uhr keine Lust und Kraft mehr hatte was für euch zu schreiben, außerdem ist ein Tagebuch eh für eine selber – ich lasse euch nur teilhaben – Ätsch!



Aber ihr seht auch in einem Kloster geht es ganz alltäglich zu – nur eben in einem festendun besonderen Rahmen. Da Montags auch keine Laudes und auch kein Mittagsgebet stattfinden, mussten wir nicht so früh raus, aber ich bin schon im Rhythmus drin und war 8:00 wach. Ich bin dann mal nach Goslar rein. Bank, ein paar Kleinigkeiten besorgen, z.B: Briefmarken und mal eine kleine Auszeit nehmen.

Ja Goslar IST schön aber ich wollte auch nicht zulange Schlendern, da ich heute Nachmittag ja an meiner Arbeit schreiben wollte.

Ich bin ja heute genau eine Woche hier udn schon sowas von drin in dieser Welt. Wenn das Leben intensiver ist vergeht die Zeit anders. Nur an meinem Bart merke ch das erst eine Woche rum ist, ich hab kein Rasierzeug mitgenommen und somit hab cih nen guten Indikator
Ich hab einen tollen Text in einer modernen, erklärenden Einleitung zu den Benediktus-Regeln gefunden die ich euch gern weiter geben wollte:

„Hören ist Voraussetzung für Begegnung; in der Hinwendung zum Du wird es Ausdruck der Liebe. Hören ist eine Disziplin des Herzens, ein Prozess der Achtsamkeit auf das Wort des Herrn und des Bruders [oder Schwester]. So wird der Hörende zum Liebenden.
[…]
Mit dem Hören ist das Schweigen verbunden. Benedikt will im Kloster einen Raum des Schweigens schaffen in dem der Mensch sich öffnen kann für die Gegenwart Gottes in seinem Wort, in der Liturgie und in den vielfältigen Begegnungen des Alltags. Schweigen und hören sind Grundhaltungen des Jüngers und führen zur Demut.
Demütig wird der Mensch, der im Laufe seines Lebens Schritt für schritt von sich frei wird und Gott immer mehr Raum gewährt. Er vertraut ganz auf gottes Barmherzigkeit. [...]
Die Demut führt zu jener Liebe die alle Furcht vertreibt.“


Ich versuche ja immer noch während des Mittagsgebets in der Stille zu Meditieren, das ist echt schwer, für mich meine Gedanken nicht ständig abschweifen zu lassen. Da ich ja im ADHS-Verdacht stehe, fällt es mir vielleicht besonders schwer.

Aber ab und zu habe ich sogar diese Momente wie im Zen, an denen ich tatsächlich nichts denke und da macht sich dann was großartiges in mir breit Doch sobald ich das wahrnehmen denke ich schon wieder: Wie kann ich das in Worte fassen? Soll ich euch das mitteilen, wie komm ich wieder dahin? Und mit den Nixdenken ist es aus. Aber es sind kurze ergreifende Momente.

Gestern hab ich dann mal was neues probiert – 'ruminieren' des Meditationsverses – das heißt 'innerlich wiederholen „durchkauen“' - das ging , zumindest ne ganz schöne Weile lang, bestimmt 10 min dann erwischte ich mich doch wieder, dass ich parallel an anders dachte, wenn auch nur für jeweils einige Sekunden.


Aber auch was kritisches habe ich heute wieder (so bin ich halt):
In meinem Zimmer liegt ein Exemplar von Rick Warrens „40Tage Leben mit Vision“ ich hab drin gelesen und wurde traurig.
Das Buch hat soviele Menschen und Gemeinden verändert... Warum? Was steht den n da so besonderes drin? Nix – eigentlich müssten die Gemeindeglieder diese Botschaften ständig in den Gottesdiensten, Hauskreisen und sonst wo hundertfach gehört haben.
Was ist los ihr Prediger??
Oder vielleicht haben sie's ja gehört aber nicht aufgenommen? Vielleicht muss erst jemand wie Warren kommen der ein Charisma von Gott hat und einen Auftrag, dass den Menschen, Augen Ohren und Herzen geöffnet werden.

Ich erinnere mich an meine Verwunderung auf er PEC 2002 der Pfingsteuropakonferenz in Berlin, bei der so viele alteingesessene Christen von den Botschaften Reinhard Bonnkes völlig begeistert und ergriffen waren?
Ich hab das damals ganz nüchtern nicht nachvollziehen können. Ic hab vorher mehrere Wochen in der Deutschen Zentrale von Bonnkes Werk gearbeitet (mein Praktikum) und hatte daher ein paar Infos über ihn und wie der denkt. Seine Devise ist, ich muss die Botschaft von Jesus so simpel wie möglich machen, das Leute sofort bei ersten hören kapieren warum sie sich für ein Leben in Christi Nachfolge entscheiden sollen. Gute Lehre ist nicht die Aufgabe eines Evangelisten, dafür gibt es Hirten=Pastoren in den Gemeinden zu den die bekehrten dann gehen sollen.
Ich frug mich, ob er dann nicht eine zu reife, ausgeklügelte, tiefgehende Botschaft predigte, die also sein eigenen Ansprüchen nicht gerecht wurde wenn mit Menschen die seit 20 Jahren jeden Sonntag in Gottesdienste gehen sagten Sonne Botschaft hätten sie noch nie gehört...

Nein – auch wenn Oscar Wild schreibt, dass die Wahrhaftigkeit einer Aussage unabhängig sei von dem Wahrhaftigkeit dessen der sie ausspricht, ist das nur theoretischen Reflexion.
In der Praxis wissen wir das wir anders drauf sind, da kommt es schon drauf an, wer, was, wie sagt.

Ich will mich nicht erheben, auch wenn ich bei christlichen Botschaften da offenbar allgemein offener bin und mich deshalb solche Botschaften dieser Berufenen selten wirklich überraschen, bin ich doch in anderen Bereichen blind und unverständig.

Ich animiere euch heute zum Abschluss mal meine Lieblingsgeschichte aus der Bibel zu lesen.
Evangelium nach Johannes Kapitel 9 (is jetzt nicht soo viel)
Die hat voll die Slapstick-Elemente und ein interessante Auflösung wer Blinde und wer sehende sind.

Blick aus einem nicht mehr genutzen Aufgang aus der Krypta mit Blick auf die noch stehenden Rückwand des Chorschiffs (Vordersseite einer Kirchem sozusaen die "Bühne" im Gottesdienstraum) der alten Kirche, mit Kreutz und Altar (der ist leider duch das mächerchen fast verdeckt)

In diesem Sinne: Augen und Ohren weit geöffnet, die Welt ist voll toller Eindrücke, ich hab heut soviel kleines und banales in der Natur gesehen was mit so wunderbar erschien.

PS: ihr dürft auch gern mal Kommentare da lassen (oder Fragen) wäre interessant hinterher über den einen oder anderen Punkt sich auszutauschen


Samstag, 29. Januar 2011

Tag # 6

Ich merke immer mehr wie wichtig Rituale sind. Das sagen auch Psychotherapeuten und auch ich rate das in meiner Berufspraxis vielen Klienten. Eine gutes Tagesstruktur ist in meinen Berichten immer als Zeichen gelingender Lebensgestaltung erwähnt. Ein unstrukturierter Tagesablauf führt meist echt zu einer Art Verwahrlosung und lässt gerade psychisch kranke in ihrer Verwirrung gar nicht zur Ruhe kommen.
Wenn meine Tage mal so mal so sind und ich morgens noch nicht weiß wie wird der Rest des Tage aussehen und was wird er in groben Zügen enthalten, ja nicht mal wann ich nach hause kommen werde, sieht man das meiner Wohnung immer an - Chaos.

Also wissen tue ich das schon lange mit den Ritualen, das sie Struktur und hilfreiche bis nötige Ordnung geben. Aber hier spüre ich das, erlebe es.

Kloster regeln sind strenge Regeln. Wer sich hierauf einlässt und sei es nur als Gast verpflichtet sich diese Regeln einzuhalten.

Man verpflichtet sich die Schweigebereiche einzuhalten: Das sind die Wohnetagen im Einkehrhaus der Kreuzgang und die Wege zu den drei Sakralräumen. Die Räume selber in den nur die festgelegten liturgischen Gesänge und Texte (Psalmen und Gebete) gemeinsam gesprochen werden und abschnitte aus der Bibel so wie ein anderer erbaulicher Text aus einen Andachtsbuch zum Beispiel.

Das Stundengebet, also die Liturgie mit den drei Andachten um 7:00, 12:00 und 18:00 Uhr, die wie gesagt einer strengen immer gleichen Ordnung folgen - nur die Texte ändern sich, der Ablauf ist streng geordnet, ist wohl die deutlichst strukturierende Verpflichtung die man hier eingeht.

Aber auch andere Kleinigkeiten: z.B. das ich mir abends immer Korn durch die Mühle drehe und einweiche damit sich zum Frühstuck ein Frischkornbrei habe den ich mit Joghurt und Früchten verfeinere – ich find's total lecker, auch wenn erst mal komisch klingt.

Das ich feste arbeitszeiten habe die sich in das Stundengebet einfügen 9:30 bis kurz vor 12:00. so kann ich zwischen 7:30 und 8 frühstücken und dann ncoh 1,5 Stunden an meine Uniarbeiten sitzen.

Und dann eben den Nachmittag. Ich denke das ich aufhören abends noch viel zuarbeiten, außer das notwendige lesen der Fachbücher, und das auch nur bis höchsten 21:00 uhr. Das scheint mir effektiver wenn es klarer strukturiert ist und ich dann auch nciht so spät ins Bett komme, denn es kommen noch die Rituale dieses Tagebcuh zu schrieben, und meine Zeit vor dem Schrein.

Ich habe Anfang des Jahres zuhause anzufangen ein kleines Morgen- und Abendritual in Bad einzuführen und - ein wenig eitel - altersbedingte Gesichtspflege zu betreiben.

Ich merkte es half schon um besser einzuschlafen, weil der Körper dann weiß das er sich aufs Bettgehen einstellen soll und die nötigen Bettschwere (ha ich verwende mal trotzig dieses Wort) produziert.

Aber es scheint das reicht nicht, denn das ist noch alles zu unstruktuiert, weil kaum einer wirklichen Ordnung folgend.

Ich hoffe das ich Wege finde in meinem Alltag ein paar Rituale von hier auf die Begebenheiten dort zu adaptieren und umzusetzen. Mal sehen was ich finde und schaffe.

Ich überleg schon wo ich in meiner Wohnung eine kleine gestaltete Andachtsecke wie diesen Schrein einrichten könnte. Ich bin ja nicht so der klassisch-fromme Stille-Zeit-Typ bei mir läuft so was immer sporadisch - aber vielleicht kann ich für mein Ritual von hier ein eine angemessenen unpraktikable Form finden.


Da fällt mir grad noch was ein.: Schon seit längerem, seit ich sie verstanden habe schätze ich ja die Liturgie in den Evangelischen Kirchen (auch die anderen mittlerweile, aber die hab ich noch nicht ganz begriffen). Sie geben Ordnung und Orientierung.

Deshalb ärgert mich grade mal wieder wie lächerlich das Kirchenjahr und vor allem die Liturgie der Kirche, damals vom Leiter meiner Bibelschule gemacht wurde. Ich weiß er hat es einfach nicht verstanden, aber vielleicht wäre ein versuch des Verstehens besser als sich über liebgewonnenes anderer zu erheben...

Vor allem die Behauptung Pfingstgemeinden hätten keine Liturgie konnte ich ja in meiner berüchtigten Studentenandacht wieder legen können. (Meines Wissens nach übrignes die einzige die jemals seit bestehen der Schule eine sofortige Gegendarstellung bewirkte, die allerdings nicht inhaltlicher sondern formeller Natur war, weil manche sich angegriffen gefühlt haben. Inhaltlich wurde ich später unter vorgehaltener Hand von Dozenten dafür ausdrücklich gelobt.)

Und da wo eine Ordnung fehlte gab es oft Verwirrungen – alle smüssen sich überraschen allsen was als nächstes kommt und können vielleicht sogar dadurch sich nicht voll auf den Moment einlassen. Und wie oft „plappert“ ein Beter in den nächsten Programm-Punkt rein weil er nicht wissen konnte das die laute gemeinsame Gebetszeit grad beendet war? Ein kurzes Ritual das das ende anzeigt könnte die Peinlichkeit für beide Sprecher verhindern, ein Amen ein festes Schlussgebet (warum nicht „Vater unser“ gemeinsam gesprochen in das noch alles reingelegt werden kann) oder ein festes letztes Lied das das Ende anzeigt?

Wenn ich von dem Nutzen und Wert von Ritualen spreche dann natürlich nicht leerer Formen toter Hüllen, starrer Mechanismen sondern von lebendigen Ritualen die bewusst gelebt werden und damit gefüllt sind.

Ich merke gerade hier wieder wie schade es ist, wenn man was aus Angst vor der Gefahr einer Schieflage etwas komplett sein lässt.

Klöster wurden seit der Reformation – aufgrund der schlechten Erfahrungen der Reformatoren - für evangelische und evangelikale abgelehnt und verpönt. Gut das es doch wieder Menschen gibt die sich besinnen und den wert auch evangelisch erkennen so das es wieder Kommunitäten und Klöster wie dieses hier gibt.

Ich kann nur jeder und jedem empfehlen mal dieses „Kloster auf Zeit hier zu erleben. Denn das ist das Angebot was sich dieses Kloster und die hiesige Bruderschaft zur Aufgabe gesetzt hat.


FOtos soll en die Gäste h hier nciht machen, aebr ich hab welche aus Postkartendun Prospekten für euch:
hier das Oratorium, wo die gestern beschirebenen Mittagsgebete stattfinden:


Der Raum war früher die Bibliotek der Kirche des Altenklosters die heute eine Ruine ist. Das Oratorium liegt über der alten Sakristai dei heute die Kapelle ist (dazu wann anders mehr)
das ist die Jesus und Johannes Skulptur aud me kleinen Altar.

Jeder der drei sakralräume ist eiern Person der Trinität (Dreieinisheit) Gottes geweiht/gewittmet her dem Heiligen Geist, der hohe weite lufitge helle Raum - das Oratorium wird ohne Schuhe betreten

Freitag, 28. Januar 2011

Tag Nummer 5

Ich war wieder joggen, leider ärgert meine Lunge mich noch immer mit asthmatischem Rumgezicke. Von daher kann ich auch meine (sonstige) Kondition überhaupt nicht einschätzen. Die Lunge geht vorher zu und das strengt dann ja auch das Herz an. Naja ich bleib dabei so viel wie geht und dazwischen immer gehen, auch wenn ich dann immer nur 100 -200 Meter auf dem Rückweg am Stück laufen kann und dann wieder 500 gehen muss. Ich hätte vorher doch wie geplant zum Arzt gehen sollen, aber mir fehlten die 10€ für die Praxisgebühr.

Ich hab heute in der Küche geholfen und u.a. Dinkel Buchweizenbrot gebacken, von Mahlen des Korns angefangen. Man mag von der veg. Vollwertküche halten was man will, sie bringt mich jedenfalls dazu ausgiebig zu frühstücken. Also nicht lange sonder echt viel, bin ja sonst nicht so der morgens Vielesser. Aber ich glaube diesen Kornfrischbrei mit Joghurt und Früchten werd, ich bei mir zuhause auch über kurz oder lang einführen.

Geschrieben hab ich heute gar nix, nur gelesen. Aber das gehört ja auch dazu. Einerseits bin ich erschrocken wie wenig ich bisher zu“Papier“ gebracht hab andererseits ist die Woche noch nicht rum und ich hab noch zwei Tage. Andererseits ist Recherche eigentlich fast immer die zeitaufwändigste Arbeit.

Heute lass ich eine Rezension von dem Buch über das ich schreibe (Amartya Sen: „Die Idee der Gerechtigkeit“) das hat schon mal viel geholfen, dann ein paar Infos zu Zusammenhängen, Hintergründen und Fremdwörtern, die ich in dem Buch nicht richtig verstand.

Und dann Karl Marx als einen Text auf den ich in der Arbeit verweisen werde.
Herrlich! Ich kannte seine „Kritik zum Gothaer Programm“, Randglossen zum Parteiprogramm er dort gegründeten Deutsche Arbeiter Partei ja eigntlich schon hab sie aber noch nie so bewusst gelesen.

Ach ja herrlich, aus Hamburger Sicht heute vielleicht einer der wichtigsten Texte von Marx. Er kritisiert die die ihn und seine Idee falsch verstanden haben. Dabei haben sie ihn so verstanden, wie mir die meisten Linken in Hamburg (und der HAW- eingeweihte wissen schon welche Schnürschuhe ich meine) Marx erklärt haben.

Wie gesagt herrlich! Ich habe erst durch diesen Text und seine Richtigstellungen Marx erst wirklich zu schätzen gelernt.

Er beschimpft diese Leute die ihn komplett missverstanden haben als Vulgärsozialisten.
Herrlich!
Zeitlos!
Kann man in gewissen Lokalitäten die Stammgäste gar nicht laut genug mit titulieren.

Ansonsten ein schöner Tag es wird zwar bei der Arbeit teilweise doch viel geredet aber da geniest man dann die stillen Zeiten in den Andachten doppelt - weil bewusster.

Die Andachten (Laudes 7:00, Mittagsgebet 12:00 und Vesper 18:00) geben echt ein guten Rhythmus vor, der auch das Arbeiten und studieren gut bestimmt und strukturiert. Die Andachten (eigentlich Stundengebete) gehen immer ca. eine halbe Stunde. Morgen und Abends hauptsächlich Psalmgesänge und Gregorianik, das Mittagsgebet ist vor allem über die ca 10-15minütige Stille im Mittelteil geprägt. (ich schau nicht auf die Uhr aber sich schätz mal das die so lang geht - wir singen ein Taize-Lied, dann lesen wir einen Psalm, dann hören wir einen Bibelvers meist aus den Psalmen zur Meditation dann die Stille dann zum Ende noch mal den Vers, Fürbitten das Vater unser nochmal das Lied und der Segen. Allen ruhig mit Pausen zwischen drin, und dann ist die halbe Stunde um ich schätz die 10-15 Minuten für die Stille zur Meditation kommen da schon hin).

Nach den Andachten geht jeder Essen und dann arbeite ich vormittags praktisch, nachmittags für die FH. Und das setz ich dann meist abends fort.

Dazu noch oft eine kurze persönliche Zeit andächtig vor mein Zimmer Schrein (zur Zeit lese isch tatsächlich im Koran einige Ayat (=Verse), dann ein paar Kapitel des Buches Hesekiel aus der Bibel und spreche ein Abendgebet.

Das mit dem Koran mach einige verwundern. Aber es ist hoch interessant. Und auch darin erkenne Dinge die mir wertvoll erschienen.

Ich habe weder vor zu konvertieren noch einen Synkretismus ([zusammengebastelte]Mischreligion) für mich zu entwickeln. Ich erweitere einfach meinen Horizont und der Koran ist kein Zauberbuch vor dem ich Angst haben muss es springt mich daraus ein böser Geist an. Ich kann überall Gottes wirken erkennen, weil ich ein Heiliger in Jesus bin und der Geist mir alle Dinge ausschließt und heiligt. Nicht die Dinge sind gut oder schlecht, sondern ich und meine Gedanken. Jesus sagt: "Versteht ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht unrein machen kann?

Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.

Denn von innen, aus dem Herzen des Menschen, kommen die bösen Gedanken.. (Evangelium nach Markus Kap. 7 Verse 18+20f.)

Paulus schrieb an die Römer:“Ich weiß und bin in dem Herrn Jesus davon überzeugt, daß nichts an sich selbst unrein ist; sondern nur für den, der etwas für unrein hält, ist es unrein.(Römerbrief Kap 14 Vers 14)

und im Brief an Titius formulierte er es „Für Reine ist nämlich alles rein; für Ungläubige und Unreine dagegen ist nichts rein. Ihr Denken ist genauso beschmutzt wie ihr Gewissen. (Kap. 1 Vers 15)

Und Meister Eckhard brachte es auf den Punkt und wurde ganz praxisnah, mit: „Nicht die Werke heiligen euch, sondern ihr heilig die Werke“ so wird alles Heilig, wenn man es in der richtigen Geisteshaltung hin tut. (er behauptete in dieser beschriebenen Haltung konnte man sogar mit den Fuß an eine Stein stoßen, und selbst das wäre dann ein hochheiliges Werk- naja lassen wir das)

Das ist das „Geheimnis“ meines weltoffenen Lebens, dass ich ich nicht typsich fromm agiere und auftrete aber heilig bin und nahe an Gott bleibe - was auch viele zu merken scheinen.
Ein chrislicher Lebenswandel, den manche nicht gläubige Freunde als attraktiv empfinden, überrascht das ein tiefgläubiger so drauf ist. Überzeugend und unaufgesetzt in beidem.

Ich fühle mich hier Gott NICHT näher. Ich lebe hier nur bewusster. Und deswegen nehm ich Gott bewusster wahr. Das liegt nicht am Ort, oder dem Verhalten hier sondern an mir, weil ich mir hier mehr horche. Aber das betrifft ja nicht nur Gott. Ich nehm hier alles, das ganze Leben bewusster wahr und da Gott untrennbar zu meinem Leben dazu gehört ihn eben auch.

Bitte betet, das ich gut vorankomme mit deine Facharbeiten für die FH
denkt an mein Oma die sich grad im Pflegeheim einzuleben versucht
denkt an die Menschen in Haiti wo kaum was voran kommt seit über einem Jahr nach dem Beben.
und denkt auch an Jasmin, die gerade eine Bewerbung raus hat für ein ganz tollen Job.

Bis Morgen

Dennis/Lokke

Donnerstag, 27. Januar 2011

4 Tag

Es hat geschneit. Gestern beim Harken nur ein wenig, heut Nacht und tagsüber so das jetzt schon über allem eine dünne aber dichte Schneedecke liegt. Das macht es noch Stiller ;-)
Heute war ja mein Arbeitsfreier Tag, den ich zum Studieren nutzen konnte.

Zunächst heute morgen habe ich ausgeschlafen um 5:30 entschied ich den Wecker um ein Stunde später zustellen und drehte mich noch mal um. Wozu auch so früh aufstehen? Es ist eh sinnvoll bei meinem Sportstand nicht jeden Tag sondern nur jeden zweiten zu laufen.
Es war wirklich ein Ausschlafen, denn der Tagesrhythmus hier nimmt dich schnell gefangen und da keine Medien dich abends zulange wachhalten, hast du ach genügend Schlaf ohne bis in die Puppen im Bett zu liegen. Die Laudes (7:00 Uhr Andacht wird schnell zum normalen und keine Belastung).

Ich habe entschieden die begonnen Hausarbeit, eine Bericht über einen Fall aus meiner Praxis, hinten anzustellen, ich bin eh schon fast fertig merke aber das dieser mich von den anderen Themen abhält für die ich recherchieren und lesen muss (und zum Tel auch früher abzugeben habe). Also habe ich heute Vormittag dazu noch was geschrieben und seid dem lese ich das Buch von Amartya Sen „Die Idee der Gerechtigkeit“ sowie einzelne Artikel zum Verständnis, so zum Beispiel über Deontologie oder intrinistischen und extrinistische Motivation.
Gott ist toll wie er konstruiert.
Donnerstag essen die Brüder und Mitarbeiter immer gemeinsamen, so gibt es donnerstags ein theologisches Frühstück. Als halber Mitarbeiter ( immer hin bleibe ich ja 3 Wochen) wurde mir angeboten daran teilzunehmen. Es war toll und wurde heiß ausgetauscht und (friedlich) diskutiert. Das Thema war: „Was verändert mich und wie kann ich mich entwickeln bzw. kann ich es überhaupt selber oder bin ich ausgeliefert?“ das führte auch zu fragen „Was ist Reife?“ „Was prägt mich?“ „Sind Hilfsmittel wie das Enneagramm (eines von vielen Persönlichkeitsprofilen) nur Selbsterlösungsversuche?“ „Was ist die Idealvorstellung, und wer setzt Maßstäbe“ „Selbstlosigkeit und amour-pur nach Fénelon“
Sehr interessant! Und schön war auch dass nicht mit biblischen Allgemeinplätzen endgültige antworten vorgegaukelt wurden.
z.B.: Ich meinte „allein an seiner Gnade genügen lassen und nach dem Himmelreich trachten dann fällt uns dies andere zu“ dem wurde zugestimmt, jedoch wurden wir uns schnell einig das uns das nicht hilft in konkreten Situationen uns loszulassen. Wie geht das an seiner Gnade genügen lassen, wie kann ich meine Wünsche abstreifen? – führt das zu Passivität oder Fatalismus oder Selbstauflösung/ICH-Auflösung...?
Wir haben noch viel gesprochen und auch viele viele gute Impulse gefunden die in uns wirken denk ich mal.

Aber ich möchte heute mal nicht so viel schweres mitteilen, gestern hat gereicht, ob wohl mich natürlich hier noch viel mehr beschäftigt als ich bisher in den paar Tagen geschrieben habe.
Was ich eben daran und an anderen Dingen heute fasziniert hat ist eben wie got alles konstruiert hat. Erst diese Diskussion, dann beim Mittagsgebet das Meditationswort Ps 96:10 „Verkündet den Völkern: Gott regiert! Er hat den Erdkreis fast gegründet, dass er nicht wankt. Er wird die Völker gerecht richten.“
Also auch in der Meditation Gerechtigkeit das Thema zu den ich gerade für die Hausarbeit recherchiere. Das Thema der Diskussion passte ja auch den Gerechtigkeitstheorien beinhalten immer auch den Faktor was motiviert Leute zu Gerechtigkeit. Auch soziale Gerechtigkeit ist ein Ethikthema und A. Sen geht auf ein interessante Weise daran. Und Deontologie ist ein möglicher Faktor weswegen ich mir gleich ein Buch über Fénelon in der Bücherstube besorgt habe (Mist noch mehr zum nach hause schleppen) das werde ich wohl auch bei der Hausarbeit mit einfließen lassen.

Ansonsten hab ich heute lange Mittagsschlaf gemacht. Ich war heute morgen zwar fit, aber gestern war es ja sehr spät für hiesige Verhältnisse und die tiefgehende Diskussion und das viele Lesen von Fachliteratur...
Ich war beruhigt als ich feststellte das auch die Brüder während der Vesper häufiger gähnen mussten.

Vielleicht hat mir heute aber auch die Bewegung und vor allem der Ausgleich an körperlicher Arbeit gefehlt, naja morgen will ich wieder laufen und dann arbeite ich vormittags ja auch wieder.

Jetzt werd ich noch ein wenig vor den Schrein beten (hier hat jedes Zimmer seine eigenen individuellen zum Meditieren) und dann ein wenig lesen und ins Bett.

Die Zeit ist so schön und so intensiv Wahnsinn das ich noch über zwei Wochen hier sein darf.
Danke an alle die es ermöglicht haben, die Brüder des Klosters, mein Familie die es finanziert, mein Minchen die ab und zu zuhause nach dem rechten schaut (dass ich die Sorge los bin) und mein Arbeitgeber der mir diesen Überstundenabbau zu diesem Zeitpunkt ermöglichte.
Danke

Tag 3

Vorab ich war joggen 5:30 Wecker 5:40 bis 6:20 laufen, auch wenn ich ca. 2/3 der gegangen bin. Erst wollte ich ein kleine Geh-Pause machen wegen meiner noch fehlenden Kondition, doch dann machte sich mein Asthma wieder bemerkbar (mein Bronchien sind wohl immer noch angeschlagen) und ich konnte nur noch kurze Strecken an Stück joggen weil ich einfach zu wenig Luft bekam. Naja Hauptsache ich habe es erst mal durchgezogen. Ich bin dann übrigens eine andere Strecken gelaufen als gestern abgegangen. Vor 7:00 ist es hier im Wald stockfinster, da bin ich lieber übers Feld Richtung Gewerbegebiet gelaufen, da war wenigsten ein wenig Licht auf dem Feldweg im Widerschein der Werbeleuchten. Außerdem ist abgesehen von sehen, freies Feld im Dunkeln weniger unheimlich als Wald.
Hihi ich in in das Gewerbegebiet auch kurz reingegangen, der Stadtteil heißt Baßgeige. Interessant wo ich doch sonst außer liturgischen acapella-Gesängen hier keine Musik habe habe ich sie wenigstens im Stadtschild.

Heute habe ich den ganzen Tag gearbeitet. Zuerst hab ich noch mein poliertes Silber von gestern gespült und dann bin ich in den Klausurgarten der Mönche um das Laub zu harken. Das für morgen Frost angesagt ist bat man mich heute doch auch nachmittags damit weiterzumachen, damit man heute noch was geschafft kriege bevor es morgen festfriert. Klar das machte Sinn und ich stimmte natürlich zu.
Ich hab schon gemerkt das ich solche Arbeit nicht gewohnt bin, mir taten ziemlich bald die Arme weh und ich spüre noch immer das ich morgen wohl einen mega Muskelkater haben werde. Naja so hatte ich meinen Zusatzsport zum noch nicht ganz flüssigen Joggen (da bleib ich aber weiter dran, das wird schon wieder).
Ich hab auch ne ganz fiese blase zwischen Daumen und Zeigefinger bekommen ich Weichei. Und auch wenn ich hier unter Aufsicht den hl. Franziskus (von Assisi) tippe, werde ich wegen der Blase jetzt nicht über beginnende Stigmatisierung (erschienen der Wundmale Jesu) an den Händen sinnieren, sondern ich hab gemerkt das ich noch was zu meinen Gedanken von gestern ergänzen muss.

Zumindest schulde ich noch eine Erklärung, warum ich behaupte die angesprochen Ansätze wären keine Theologien:
Theo = gr. Gott
Logos = gr. Wort, Lehre, Rede/Gespräch, Weltgeist, etc. (unmöglich voll zu übersetzen)
Theologie spricht also von Gott.

In einer meiner alten Gemeinden war 'Theologie' verpönt, sie wurde als was fremdes und theoretisches gesehen das im Gegensatz zum Glauben stünde der praktisch gelebt sein wolle.
Nun gut aber was ist die Alternative?
Reden vom Menschen, der Natur der Politik und schließlich von einem selber? Ja - genau darauf laufen die von mir kritisierten Ansätze hinaus. Es geht nicht mehr um Gott es geht im mich meiner mir und selber.
Was ich nicht mag oder verstehe darf Gott auch nicht sein oder tun.

Es gibt viele neuere, sog. Theologien, viele davon haben ganz tolle und wichtige Sachen aus der Bibel wiederentdeckt, im Urtext, in Kontext auch dem kultuell-historischen oder zwischen den Zeilen.
Aber rezipiert werden sie gern von denen denen es gar nicht um die Wahrheit Gottes geht. Sondern um ihre Biografie und ihre Verletzungen, die Sie mit bestimmten Gottesbildern nicht vereinbaren können oder welche sie durch ihre schlechten Erfahrungen nicht ertragen können.
Aber suchen sie Heilung? Nein Gott wird auskuriert, das Gottesbild ist es das sich anpassen muss, nicht der verletze Mensch.
Ich verstehe diese Verletzungen und auch die damit einhergehenden Probleme bei bestimmten aussagen der Bibel und der Christlichen Tradition. Aber warum bitten man Gott nicht um Heilung der Verletzungen statt an ihm herumzudoktern? Versöhnung wäre ach so möglich.
Die (Wieder-?)Entdeckungen dieser Theologien sind meist Ergänzungen und Erweiterungen dessen was uns bisher bekannt oder bewusst war, sie lösen seltenst alte Vorstellungen, die das biblische Zeugnis und das der Großen Alten der Kirche gibt ab.

Ich könnte viele konkrete Beispiel nehmen, viele sind aber per se emotional belastet. Ich hoffe es wird trotzdem deutlich was gute und was schlechte Beweggründe sind und wie Gutes durch undemütige Selbstbezogenheit weg von Gott führt, statt zu ihm hin – was das Ziel aller Theologie sein müsste.

Auch den ersten Christen gegenüber sind wir undemütig in unseren Lehren: Leute, wir stehen auf den Schultern von Riesen, wie können wir denken wir wüssten und verstünden es besser als Menschen die zeitlich und kulturell den Ereignissen der Bibel viel näher standen als wir es jemals sein können – egal wie viel wir forschen und studieren.
Auch das ist falsche egozentrische Pseudotheoloige.

Ja aber die Bibel spricht doch auch vom Menschen? Und Teilbereiche der Theologie wie Ethik und so sollen mir doch zeigen wie ich mich verhalten soll.
Nein Ethik braucht keinen Gott es gibt unzählige Ethiken ohne Gott. Und Christsein ist kein Orthopraxie sondern Orthodoxie – sola fide der Glaube rettet nicht das gute Werk. Ist diese Rechtfertigungslehre nicht auch Theologie und gibt es nicht auch eine biblische Anthropologie (Lehre vom Menschen/Menschenbild)?
Ja aber wenn diese theologisch betrieben werden gehen sie (auch christlichen Ethiken) von Gott aus und führen wieder zu ihm hin. Sie sind auf Gott ausgerichtet – alles von IHM, durch IHN und zu IHM hin - dabei streift es andere Bereiche und ordnet sie ihm zu.
Gesunde Theologie ordnet nicht Gott der Schöpfung und dem Menschen zu, sondern die Schöpfung mit Menschen wird Gott zu geordnet.
In den Patriarchen, Propheten und vor allem Christus hat sich Gott schon selbst auf den Menschen bezogen, was können wir da hinzufügen?

Wow langer und schwer Text, was einem beim Laub-harken so alles durch den Kopf geht...

Ach - nur weil ich gestern sagte dass ich im Gegensatz zu vielen mit den Begriff und Phänomen der Demut noch was anfangen kann, heißt das nicht, dass mir die Umsetzung und das Begreifen dessen immer gelingt – im Gegenteil.


Übrigens zum Ausgleich das ich heute vormittags und Nachmittags gearbeitet habe, habe ich morgen frei und habe einen kompletten Studientag. Die erste Hausarbeit wird morgen früh fertig, ich hoffe, ich komm mit Sozialwissenschaften dann recht weit, so das die auch diese Woche fertig wird.

Jetzt bin ich müde - halb elf - war ein langer anstrengender Tag und morgenum 7:00 zur Laudes muss ich spätestens fit sein, vorgenommen hab ich mir aber wieder viel früher.

Liebe Grüße an die außen Welt
seid nicht böse wenn ich euch hier noch nicht wirklich vermisse
die Zeit hier ist zu intensiv

Der Franziskus über meinem Schreibtisch, der mi beim Tippen stets über die Schlulter schaut

Dienstag, 25. Januar 2011

Tag 2.

Heute war der erste komplette Tag.
Ich hatte mir den Wecker um 5:30 gestellt, denn ich wollte noch vor Laudes Joggen. Ich kam erstaunlich super aus dem Bett. Aber ich bin ja auch nicht wie sonst weit nach Mitternacht ins Bett gegangen sondern schlief so gegen 22:30 Uhr schätze ich.
Ich war dann aber doch nicht joggen - nicht weil es zu früh oder ich zu faul war, sondern weil es draußen stockdunkel war und ich noch keinen Weg oder Pfad zum joggen kannte. Im Finsteren renn ich nicht einfach darauf los.
Nach dem Frühstück bin ich dann Strecken erkunden gegangen, bei einem fast einstündigen Spaziergang. Morgen sollte also nichts dagegen sprechen...
Danach hab ich mich um 9:30 Uhr zum dienst gemeldet. Man hatte nichts anderes für mich zu tun als das Tafelsilber zu putzen. Was ich dann auch bis kurz vor Zwölf getan hab. Muss ja auch gemacht werden.
Dabei dachte ich an die berühmte Geschichte von William Booth über Demut: Wer mal General werden will muss zunächst unten anfangen und aller Schuhe putzen.
Demut ein Wort mit dem ich im Gegensatz zu vielen Menschen heute noch viel anfangen kann. Nicht kriecherisches Rumgedruckste, oder falsche Bescheidenheit sondern ehrliche Demut geprägt von Ehrfurcht und Respekt, dem anderen gegenüber.
Das kann ein Mitmensch sein oder, und da ist es mir besonders wichtig, Gott gegenüber.
Doch während ich beim Putzen so darüber sinnierte, viel mir wieder auf, das es genau das ist woran es so vielen in der Kirche heute mangelt. Das ist die Ursache dessen was ich imer als Kirchentagsimpulse verstehe. Vermeintliche Theologie von unten die aber weder von unten (sondern immer von Funktionären ) kommt, noch wirkliche Theologie ist. Sie ist einer der Gründe warum ich mich aus so vielen Projekten in unserer Kirche wieder ausgeklinkt habe wie Stephanus-Werkstatt oder die Samstagsandachten.
Bonhoeffer sagte mal „einen Gott, den es gibt, gibt es nicht“ ich sage ein Gott der sich domestizieren lässt, ist kein Gott.
Diese ganzen undemütigen Ideen die ich meine versuchen Gott so zu machen wie es den Menschen in den Kram passt. Unzeitgemäßes wie Opfertod wird weggestrichen, überhaupt alles Blutige und nach heutiger Auffassung Brutale und grausame. Bilder aus einer alten Zeit werden eliminiert ebenso wie Bilder und Attribute die ich nicht mag - ganze Aussagen werden verändert weil mir die traditionelle Sprache nicht zusagt. Und meiner Logik und meinen Verstand hat er sich auch unterzuordnen
Am Ende bleibt ein Gott wie ich ihn mag, maßgeschneidert – also schuf der Mensch Gott nach seinem Bilde. Was ist dann noch göttlich an einem geschaffenen Gott? Gott ist damit tot und wir haben ihn umgebracht.
Nein wenn ich demütig bin und bleibe – dann bleibt mein Gott der der er ist: göttlich, souverän und mir zu hoch.
Das weckt Ehrfurcht, und der Respekt macht mich von neuem demütig.

Montag, 24. Januar 2011

Kloster Tagebuch -Tag 1


Ich habe mich nun doch entschiede: von mir hören zulassen.
Schließlich ist das hier nicht nur eine Reise zu den Abschlussarbeiten meines Studiums, sondern gleichzeitig zu mir, in mein innerstes und hinaus zu meinem Schöpfer und Herrn.
Klosterleben.
Ich werde hier einerseits konzentriert an meinem letzten Schriftlichen Ausarbeitungen schreiben, so für Ökonomie II, Sozialwissenschaften, Forschungsmethoden, Quantitative empirische Forschung, Sozialarbeitspolitik sowie eine reflektierte Interdisziplinäre Fallbetrachtung aus meiner Praxis.
Und dann hoffe ich das ich noch weit komme mit der Bachelor-Thesis (die eigentliche Abschlussarbeit), die ich ursprünglich hier ausschließlich schreiben wollte.
Aber es kam anders, denn all die anderen aufgezählten Fächer fehlen noch, damit ich meine BA-Thesis überhaupt anmelden kann. Tja ich dachte ich hätte die schon, aber ich bin weniger weit gekommen als erhofft.
Soviel also zu den ganzen „Schönen Urlaub“ Wünschen. An Urlaub ist nicht zu denken. Bei dem Was ich alles schreiben muss.
Toll waren auch die „oh Goslar, ja da ist es echt schon die Altstadt...“ jaja ich bin nicht zum sightseeing hier – da komm ich gar nicht dazu.
Neben meiner geistigen Arbeit fürs Studium werde ich ab morgen wohl immer vormittags dem Mönchen und Klostermitarbeitern bei der Arbeit helfen. Das läuft kontemplativ ab und möglichst stille bis schweigend. Ein guter Ausgleich der auch hilft mich zu sammeln und zu mir zu kommen.
Dann gibt es noch die Klosterordnung (wegen der ich ja cuh hier bin), mit ihren Stundengebeten: Drei mal am Tag, kurz vor 7:00, vor 12:00 und 18.00 Uhr läutet die Glocke und ruft zur Andacht – Laudes, Mittagsgebet (Sext) und Vesper.

Auch sehr Stille. Eine stille Liturgie mit Psalmen, Hymnen und Chorälen und Worten aus der Bibel und der monastischen Tradition – also Worte schon, aber nicht zur Kommunikation, wie es hier in der Beschreibung heißt.
Und viel Schweigen in der Liturgie.
Schweigen zum Loslassen oder für mich auch zum Hören. Wobei wohl beides wichtig ist bei dem was ich hier vorhabe.

So jetzt mach ich Schluss für heute, bin ja nicht hier um euch mein Tagebuch zu schreiben, aber ich denke es hilft, meiner Eindrücke und meines Werdens hier klarer und bewusster zu werden.
Und darum hab ich mich entschieden mich doch zu melden. Denn wenn ich schon schreibe, kann ich die Interessierten auch gleich teilhaben lassen.
Bitte betet das alles klappt, die Ausarbeitungen, und das klösterliche Leben das mir ja auch kraft und Ruhe und Wachstum und Stärkung geben soll.
Hier seht ihr mich an meinem PC Arbeitsplatz in meiner Klosterzelle