Weihnachten und Berufswahl:
Paulus von Tarus der selbsternannte Sklave Christi schrieb in seinem Brief an die Christen zu Philippi: (2,5-8)
5 Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war,
6 der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein.
7 Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden,
8 erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz.
Und krassester Weise ist der Vers sieben der heutige Lehrtext zur Herrenhuter Losung für den heutigen Weihnachtstag. Krass deswegen, weil mich seit einigen Tagen genau das zu Weihnachten beschäftigt.
„Es geschah ihnen aber, […] daß die Jünger zuerst in Antiochia die ‚Christussigen’ (‚Christianous’) genannt wurden“ (Apg 11,16) das wünsche ich mir auch das ich mal christussig also christusmäßig genannt und erkannt werde, auch ohne albernes T-Shirt (und ohne, noch schlimmer, das ich ständig die Leuten bepredigen muß.)
Oft fragen wir uns wie sieht Nachfolge praktisch aus? Nun dazu gibt es so viele Antworten wie es vorkommen dieser Frage gibt.
Auch die Bibel eröffnet gleich mehrere allgemein gültige Hinweise. Einer findet sich in Johannes Evangelium13,15:
Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, daß auch ihr tut, wie ich euch getan habe
Das sagte er nachdem er seinen Jüngern die Füße wusch.
Das sind so die üblichen Storys die uns in den Kopf kommen, wenn wir und ein Beispiele an ihm nehmen wollen. Vielleicht sogar in seiner Passion wie es Petrus nahelegt (I 2,21) aber das ist ja nur bedingt alltagstauglich…obwohl...
Nicht aus Werkgerechtigkeit oder Pflichtgefühl, sondern aus tiefster Überzeugung ist mein Entschluss Soziale Arbeit zutun dem innersten Wunsch entsprungen mit am Reich Gottes zu bauen. So wie e5r zu den Mensch hingehen und…wie er? Wie ging er denn? Okay - lesen wir die Bergpredigt, die Berufungsgeschichten, die Berichte von seinem Umgang mit den Randgruppen und ausgestoßenen – es war ja auch eine art Sozial arbeit, damals war die jüdische Gesellschaft und die Religiöse Kultur verschmolzen und Huren, Zöllner und Sünder wieder zur Teilhabe an der Gemeinschaft zu befähigen, ist ein zutiefst sozialarbeiterisches Ziel. Auch das heute gängige Konzepte von „Lebensweltorientierung“ nach Thiersch mit dem Ziel gelingendes Leben zu ermöglichen ist erfüllt, wie auch der Forderung der Bekämpfung von sog. Ausstattungs-, Austausch-, Macht- und Kritikprobleme wie es Staub-Bernasconi fordert ist genüge getan. (Soweit die Ausführungen für die Fachkollegen. J)
Damit bin ich mit meiner Profession ja schon auf einem richtigen Weg. Für mich persönlich sogar dem klarsten den man heute vllt gehen kann – ich finde kaum ein Beruf kommt so nach daran was Jesus gemacht hat. Und trotzdem gibt es unendliche viele andere Möglichkeiten der Nachfolge.
Aber um bei mir zubleiben: Was ist denn der gemeinsame Nenner all dieser Vorbildhandlungen Jesu? Sozusagen die Metatheorie seiner Sozialen Arbeit?
Nächstenliebe? Ok das ist sein Gesinnung, seine Motivation, sein Motor. Aber ein Handlungskonzept ist das noch lange nicht. Was ist die Essenz aller Verhaltensweisen
Also hab ich kritischer Typ mir mal wieder gesagt, 'vielleicht kuckst du ja falsch'.
Wen es um Nachfolge geht schaue ich immer auf den Mensch Jesus, was ja irgendwie auch logisch ist. Trotzdem verkürzt es natürlich sein Wesen.
Und bei dieser Überlegung stieß ich auf eine Antwort. Was ist Gottes Methode die sich auch in Jesus leben wieder findet? Weihnachten!
Hö? Ja!
Wir feiern an Weihnachten also heute, das DER Gott, Mensch wird. Wassn das für ne Methode und wieso ist das ein jahwetypisches Konzept? Es gab doch so was wie die Weihnacht nur einmal!?!
Japp, aber wie schon der, für viele seltsam klingende, Anfang des Hebräerbriefes erklärt, ist Jesus der Höhepunkt von Gottes Offenbarungshandeln. Und er ist gesamtgeschichtlich die logische Konsequenz aus seiner Strategie.
Er redete zu den ‚Vorvätern’ in Handlungen und Worten die sie kannten, die ihre „Sprache“ waren, weil sie aus der menschlichen Kultur stammen. Er gab uns sein Wort in menschlicher Sprache, hebräisch, aramäisch und koine-griechisch und heute in allen Sprachen von über 95% der Weltbevölkerung.
Jesus ist die Fortführung und absolute Steigerung dieses Konzepts: Andres Malessa nannte Jesus „das Selbstportrait Gottes“. In Jesus hat sich Gott selbst für die Menschen verständlich übersetzt.
Diese unglaubliche Ungeheuerlichkeit feiern wir an Weihnachten, und damit ist es zu Recht das zweitwichtigste christliche Erinnerungsfest, nach Karfreitag und Ostern.
In der Fachsprache nennt man diese Konzept ‚Inkulturation’.
Ich werde den Römern ein Römer, den Griechen ein Grieche, den Pennern ein Penner, den Jugendlichen einer der Ihren und den Ausgestoßenen und Verlorenen ein Verbündeter etc.
Damit ich das kann und dabei nicht mich selbst Aufgebe verliere und verstelle, deswegen lasse ich mich ausbilden.
Weihnachten nicht nur ein fest des Staunens und der Freude, auch die Weihnachtsgeschichte lehrt mich und ist Wegweisung.
Möge Gott auch darin Kraft geben im hierin nachzufolgen.
Vini, sancte spititus,
et emitte cœlitus
lucis tuæ radium,
Accene lumen sensibus,
Infunde amorem cordibus,
Infirma nostr corpotis
Vitute firmas perpeti.
Hosanna Amen